Bis zu 20.000 Beamte im Einsatz Hamburg rüstet sich für den G20-Gipfel
23.06.2017, 23:16 Uhr
Blick auf das Gästehaus des Hamburger Senats: Hier, an der Schönen Aussicht 26, soll angeblich US-Präsident Trump während des G20-Gipfels übernachten.
(Foto: imago/Manngold)
In Hamburg erreichen die Vorbereitungen für ein politisches Weltereignis die heiße Phase: Mit großem Aufwand wappnet sich die Hansestadt für den anstehenden G20-Gipfel. Die Behörden müssen mit allem rechnen - nicht nur mit gewaltbereiten Demonstranten.
Zum G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg werden nicht nur zahlreiche prominente Staatsgäste aus aller Welt, sondern nach Angaben aus Sicherheitskreisen auch mehrere tausend gewaltbereite Demonstranten erwartet. Darunter dürften allein bis zu 7000 Anhänger der autonomen Szene sein, hieß es. Die Hansestadt zähle seit Jahrzehnten zu ihren Hochburgen.
Ausschreitungen sind nach Einschätzung von Experten aber nicht nur von Linksextremisten zu befürchten: Auch gewaltbereite Anhänger der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und mit diesen verfeindete nationalistische Türken seien in Hamburg möglich, hieß es.
Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) findet am 7. und 8. Juli in der Hamburger Messe statt. Bis zu 20.000 Polizisten sollen die Veranstaltung gegen eine breite Palette möglicher Störfaktoren schützen. Anwohner fürchten schon jetzt ein Verkehrschaos: Zahlreiche Staatsgäste werden samt ihren Delegationen zwischen dem Tagungsort und ihren Unterkünften in verschiedenen Luxushotels pendeln.
Die meisten Hamburger Bürger werden dagegen nach Worten ihres Bürgermeisters Olaf Scholz im täglichen Leben weit weniger vom G20-Gipfel mitbekommen als befürchtet. "Es wird Leute geben, die sich am 9. Juli wundern werden, dass der Gipfel schon vorbei ist", sagte der SPD-Bundesvize.
Erdogan, Putin und Trump in der Stadt
Abgesehen von gewaltbereiten Demonstranten müssen die Sicherheitskräfte unterdessen im Rahmen der Gefährdungslage für Großveranstaltungen in Deutschland auch mit etwaigen islamistischen Anschlägen rechnen. Mit Teilnehmern wie dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, seinem russischen Kollegen Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump bietet der Gipfel dieses Mal zudem Reizfiguren für die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen. Zu ihrem Schutz und zur Sicherung eines friedlichen Verlaufs des Gipfeltreffens stehen offenbar auch Kräfte der Bundeswehr im Hintergrund bereit.
Die Marine könnte mit einem Landungsboot, zwei Unterwasserdrohnen und drei Hubschraubern zur Sicherung des G20-Gipfels beitragen. Über entsprechende Anfragen sei aber noch nicht endgültig entschieden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Bei dem Boot handelt es sich demnach um das vergleichsweise alte Mehrzwecklandungsboot "Lachs". Das etwa 40 Meter lange und knapp neun Meter breite Boot ist offen und für kurze Transportwege geeignet.
Kriegsschiff auf der Elbe?
In Medienberichten hatte es zuvor geheißen, es sei geplant, ein Kriegsschiff der Bundesmarine in den Hamburger Hafen zu verlegen. Dieses solle im Falle eines Anschlags die Regierungschefs und weitere Gipfelteilnehmer aufnehmen und vor weiteren Attacken schützen, über Operationsräume verfügen und notfalls Richtung Nordsee auslaufen.
Der Ministeriumssprecher bestritt dies. Er könnte entsprechende Berichte leider nicht nachvollziehen, sagte er. Nach seinen Angaben sind mögliche Beiträge der Marine zwei Unterwasserdrohnen, mit denen der Hafenboden überwacht werden könne, medizinisches Fachpersonal für den Fall von Tauchunfällen sowie drei Hubschrauber.
Staatsanwälte in Bereitschaft
Auch die Behörden sind vorbereitet: Während des Gipfels werden 140 Staatsanwälte für die schnelle Verfolgung von Straftaten bereitstehen. In der Gefangenensammelstelle im Stadtteil Harburg und der benachbarten Außenstelle des Amtsgericht werden sie am 7. und 8. Juli 250 Bereitschaftsdienste rund um die Uhr übernehmen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Im Notfall wäre weitere Unterstützung verfügbar.
Er hoffe sehr, dass es dazu nicht kommt, sagte Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich. Mögliche Gewalttäter müssten jedoch rund um die Uhr mit konsequenten und folgenschweren Ermittlungen rechnen. "Niemand sollte im Rahmen seines Protestes die Schwelle zum Unrecht überschreiten."
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts