Politik

Irre Vergleiche, krasse Vorwürfe Hamburger Linke-Kandidat wütet im Internet

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Auf seinem Twitter-Account bekennt sich Radtke weiter zu Fridays For Future.

(Foto: Screenshot twitter.com/tomradtkede)

Der Wahlkampf zur Hamburger Bürgerschaft glänzt bisher eher durch Langeweile. In das Aufmerksamkeitsvakuum stößt der Jungpolitiker Tom Radtke. Der hat zwar kaum Chancen auf ein Mandat, scheint aber umso entschlossener, all seinen ehemaligen Verbündeten zu schaden.

Twitter ist mitunter ein hässlicher Ort. Die großen sozialen Netzwerke bezeugen seit jeher auch die unsozialen Seiten ihrer Nutzer, doch kaum irgendwo sind Erregung und Geifer derart zu Hause wie auf der Plattform mit dem harmlos wirkenden Zwitschervogel. Wer hier nicht weiß, was er tut, kann unversehens selbst zum Ziel von Hass und Wut werden.

Das gilt umso mehr, wenn man wie Tom Radtke tatsächlich groben Unsinn schreibt, zum Beispiel: "Die Nazis gehören auch zu den größten Klimasünder*innen, da ihr Vernichtungskrieg und ihre Panzer riesige Mengen an CO2 produziert haben...Wir müssen die Klimaerwärmung jetzt stoppen, damit sich ein Holocaust nicht wiederholt."

Ausgerechnet am 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau setzte der Kandidat der Linken zur Hamburger Bürgerschaftswahl den Massenmord an den europäischen Juden mit den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels gleich. Die Empörung anderer Twitter-User ließ nicht lange auf sich warten. Wirklich überraschend aber ist, was in den darauffolgenden sieben Tagen geschah.

 

Vorwürfe statt Entschuldigungen

Radtke ist ein 18-jähriger Schüler, der auf Listenplatz 20 für die Hamburger Bürgerschaft kandidiert. Er hätte sich entschuldigen können. Schließlich ist Twitter ein Medium, auf dem Entschuldigungen durchaus akzeptiert werden und das im Zweifelsfall schlicht vergisst, sobald die Aufregungskarawane weitergezogen ist.

Doch Radtke will anscheinend gar nicht vergessen werden. Zum Löschen seines Tweets musste ihn die eigene Partei mühevoll überreden. Distanziert hat er sich von seinen Aussagen nicht. Stattdessen trat Radtke öffentlich einen Zwist los, der auch nicht mehr einzufangen wäre, sollte er doch noch ein Einsehen in die Unsinnigkeit seines Handelns haben.

Er bezichtigte Hamburgs Fridays For Future-Bewegung, von den Grünen gesteuert zu werden und nahm dabei insbesondere das FFF-Aushängeschild Luisa Neubauer ins Visier, deren Freund er einst gewesen sein will. Neubauer hingegen will Radtke bisher nicht einmal gekannt haben und geht auf maximale Distanz zu ihm.

Im Blick der Polizei

Nicht anders hält es die Hamburger Linkspartei. Inzwischen läuft ein Ausschlussverfahren gegen Radtke, dem man aber den Listenplatz nicht mehr nehmen kann. Für Irritation sorgte eine Facebook-Mitteilung der Linke-Parteijugend in Hamburg, die sich mit Radtke solidarisierte und einen Parteiausschluss bestritt. Kurz darauf teilte die Parteijugend mit, dass der Absender des Soli-Schreibens ein vor längerer Zeit gehackter Account sei und die Mitteilung nicht von der Linkspartei stamme.

Folgenreich dürften zwei weitere Twitter-Behauptungen Radtkes sein. Er bezichtigte einen Mandatsträger seiner Partei, eine Affäre zu haben. Einem Abgeordneten der SPD unterstellte er gar pädophile Übergriffe. Anstatt diese anzuzeigen, drohte Radtke mit Veröffentlichung des Namens sowie mit Beweisen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sprengte Radtkes Kleinkrieg die Social-Media-Blase. Die Hamburger Polizei nahm nach eigenem Bekunden inzwischen Ermittlungen auf.

Ob sich der Fall, über den in Hamburg die Zeitungen berichteten, auch auf die Linke auswirkt, ist noch nicht absehbar. Die Partei hatte 2015 mit 8,5 Prozent der Stimmen elf Bürgerschaftsmandate errungen. In der letzten Umfrage von Infratest dimap lag die Partei Mitte Januar bei 8 Prozent. Ein Einzug Radtkes ins Hamburger Rathaus bleibt damit so gut wie ausgeschlossen.

Quelle: ntv.de

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