"Keine Beschränkungen" Hannover ermöglicht Flüchtlingen Kartenzahlung
08.12.2023, 14:17 Uhr Artikel anhören
In der Pilotphase erhalten rund 70 Asylbewerber die Debitkarte in Hannover.
(Foto: picture alliance / Fotostand)
Die Debatte zwischen Bund und Ländern über Bezahlkarten für Asylbewerber liegt nur wenige Wochen zurück - nun prescht Hannover vor. In der niedersächsischen Hauptstadt können die Geflüchteten künftig bargeldlos zahlen. Das soll ihnen vor allem den Alltag erleichtern.
Flüchtlinge ohne deutsches Bankkonto erhalten in Hannover künftig eine Debitkarte zum Bezahlen ohne Bargeld. Wie Oberbürgermeister Belit Onay sagte, lädt die niedersächsische Landeshauptstadt das Geld, das den Einwanderern nach Asylbewerberleistungsgesetz zusteht, als Guthaben monatlich auf die Karte. Das sei deutlich weniger aufwendig als die bisherige händische Ausgabe von Verpflichtungsscheinen, und die Flüchtlinge müssten ihrerseits nicht mehr Schlange stehen, um an ihr Geld zu kommen.
Bereits vor wenigen Wochen debattierten die Länder über eine Bezahlkarte für Asylbewerber. So hatten sich die Ministerpräsidenten und Olaf Scholz darauf verständigt, dass eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe bis zum 31. Januar Vorschläge für bundesweit einheitliche Mindeststandards dazu erarbeiten soll. Demnach sollen Asylbewerber ein Teil ihres Guthabens auf eine Karte überwiesen bekommen - die spezielle Bezahlkarte soll Überweisungen in das Herkunftsland der Geflüchteten verhindern, hieß es.
In Hannover gibt es für die Nutzung der nun ausgestellten Karten ausdrücklich keine Beschränkungen, betonte Onay. Im Gegenteil solle den Flüchtlingen damit mehr Teilhabe ermöglicht werden. Optisch sehen die Karten aus wie jede andere Bezahlkarte - der Flüchtlingsstatus der Nutzer ist beim Bezahlen also nicht erkennbar. Eine Kooperation mit dem Kartenanbieter Visa soll eine hohe Akzeptanz der Karte gewährleisten.
In einer Pilotphase haben laut Stadt bisher knapp 70 Asylbewerber die Karte erhalten. Perspektivisch könnte die Zahl der Nutzer auf 300 bis 400 steigen - darunter auch Sozialhilfe-Empfänger, die kein deutsches Konto haben. Onay zufolge ist Hannover die erste deutsche Großstadt, die dieses System für Sozialleistungen einführt. Entwickelt wurde die Sozialkarte von der Publk GmbH aus Bersenbrück bei Osnabrück.
Quelle: ntv.de, spl/dpa