Idee sehr gut, aber ... Hausärzte kritisieren technische Umsetzung der E-Patientenakte
08.11.2025, 10:34 Uhr Artikel anhören
Seit Anfang Oktober müssen Ärztinnen und Ärzte die ePA füllen.
(Foto: dpa)
Seit dem 1. Oktober müssen auch Gesundheitsdaten wie Befunde und Laborwerte in die digitalen Patientenakten geladen werden. Hausärzte halten das System nicht für ausgereift.
Die Hausärzte hadern weiter mit der elektronischen Patientenakte ePA. "Für die Idee gebe ich die Note 'sehr gut', für die Ausführung durch die Krankenkassen, die Industrie und die Digitalagentur Gematik die Note 'mangelhaft'", sagte die Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth, der "Rheinischen Post".
"Drei Viertel der Praxen berichten in einer Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung von technischen Problemen in den letzten Monaten. So zerstört man Vertrauen." Seit dem 1. Oktober sind Gesundheitseinrichtungen verpflichtet, wichtige Daten wie Befunde oder Laborwerte in die E-Akten einzustellen. Sie können Patienten ein Leben lang begleiten und sollen zu besseren Behandlungen beitragen.
Ende Oktober hatte die Gematik Betriebsprobleme in der "Gesamtinfrastruktur" als selten bezeichnet. Störungen in der geschützten Datenautobahn des Gesundheitswesens (Telematikinfrastruktur) entstünden oft durch Beeinträchtigungen einzelner Komponenten oder Dienste, die von unterschiedlichen Herstellern betrieben werden. In der Regel könnten Störungen durch die Dienstleister oder Hersteller meist zügig behoben werden.
Falsche Diagnosen in den Akten "kein Massenproblem"
Buhlinger-Göpfarth wies Vorwürfe zurück, dass die Patientenakten massenhaft falsche Diagnosen enthielten: "Wir Ärzte versorgen über 500 Millionen Fälle pro Jahr in unseren Praxen, da sind bestimmt in Einzelfällen Diagnosen auch mal falsch eingegeben oder veraltet", sagte sie. "Mehr Transparenz durch die ePA ist da gut. Aber das ist doch kein Massenproblem."
Von der Bundesregierung wünscht sich die Verbandschefin die schnelle Einführung eines Hausarzt-Systems: "Unser Vorschlag: Wer zuerst zum Hausarzt geht, bekommt, wenn nötig, schneller einen Termin beim Facharzt. Das ist ein guter Anreiz", sagte sie.
Rund 70 Millionen der gut 74 Millionen gesetzlich Versicherten haben schon seit Januar eine ePA von ihrer Krankenkasse angelegt bekommen, was man für sich auch ablehnen kann. Die Nutzung in Praxen wurde seit dem Frühjahr zunächst auf freiwilliger Basis ausgedehnt. Seit 1. Oktober sind Gesundheitseinrichtungen zur Nutzung verpflichtet.
Quelle: ntv.de, sba/dpa