"Bitte rettet mich!" Hilferufe aus Kabul
18.08.2021, 17:34 Uhr
Für afghanische Ortskräfte, aber auch für deutsche Staatsbürger ist das von den Taliban beherrschte Kabul zur Falle geworden. Einige von ihnen wenden sich an die Medien, um Hilfe zu erhalten.
"Please rescue me!", fleht Ahmad in einer Videobotschaft an die Redaktionen von RTL und ntv. Die ehemalige Ortskraft sitzt mit seiner Familie in Kabul fest. So wie ihm geht es vielen Afghanen. Mit einigen von ihnen stehen ntv und RTL im engen Kontakt. Das Ziel ist, ihnen zur Ausreise zu verhelfen.
Einem ist dies bereits geglückt: dem ehemaligen Bundeswehr-Übersetzer Zalmai A. Er konnte Afghanistan am Dienstag zusammen mit seiner Familie verlassen und landete mit einer Bundeswehr-Maschine in der usbekischen Hauptstadt Taschkent.
Auch Ahmad arbeitete für die Bundeswehr: sechs Jahre als Journalist für "Bundeswehr-TV". Mit seinen zwei Kindern und seiner Ehefrau sitzt er in Kabul fest. In dem Video, das er aufgenommen hat, hört man seine kleine Tochter im Hintergrund weinen. Sie hat Fieber. Bisher stehen Ahmad und seine Familie auf keiner Evakuierungsliste. Im Video berichtet er von der ausweglosen Situation. Die Taliban seien überall: "Sie töten Kinder und schwangere Frauen!" Seine Bitte richtet er an Bundesaußenminister Heiko Maas und Innenminister Horst Seehofer: "Bitte rettet mich!" RTL/ntv hat seinen Fall an das Auswärtige Amt weitergegeben, bisher aber noch keine Antwort erhalten.
Deutsche Familie aus Niedersachsen sitzt in Kabul fest
RTL/ntv ist zudem mit einer Familie aus Niedersachsen in Kontakt, die in Kabul in der Falle sitzt. Der Vater hatte mit seinen drei Töchtern deren Oma - seine Mutter - besucht. Dann kamen die Taliban. Jetzt sitzt die Familie im Haus der Oma fest. Der Vater fragt uns, ob wir helfen können. Denn sie bekommen keine verlässlichen Informationen von den deutschen Behörden und wissen nicht, was sie tun sollen. Alle sind deutsche Staatsbürger und könnten daher eigentlich ausreisen. Aber die Zufahrt zum Flughafen wird von den Taliban kontrolliert. Mit seinen drei Töchtern dorthin zu fahren, erscheint dem Vater zu gefährlich. Auch mit dieser Familie steht RTL/ntv in Kontakt und versucht, sie auf eine offizielle Liste zu bekommen.
Auch Amin M. weiß nicht mehr weiter. Von 2007 bis 2010 hat er als Bundeswehr-Übersetzer in Masar-i-Scharif zusammen mit Zalmai A. gearbeitet. Seit 2018 arbeitete er für eine Security-Firma, die die deutsche Botschaft in Kabul schützte. Mit seiner schwangeren Ehefrau und zwei kleinen Kindern sitzt auch er in Kabul fest.
Mehr als 400 Menschen wurden bislang rausgeholt
Der Flughafen sei aktuell keine Option für den Familienvater: Amin M. berichtet von den Zuständen am Flughafen: Am Nordeingang stünden immer mehr Soldaten der afghanischen Armee, die zusammen mit französischen und auch deutschen Kräften die Menschen fernhielten. Er sagt, dass selbst Deutsch-Afghanen mit deutschem Pass dort nicht mehr durchkommen würden. Auch mit Amin bleibt RTL/ntv weiter in Kontakt und versucht, ihn und seine Familie zu unterstützen.
RTL/ntv steht außerdem in Kontakt mit ehemaligen Ortskräften, die unter anderem für die deutsche Polizeimission oder das Bundesinnenministerium vor Ort im Einsatz waren. Viele von diesen Menschen stehen noch nicht auf den Evakuierungslisten der Bundeswehr. Einen Erfolg gab es dabei schon: RTL/ntv hat diese Fälle dem Auswärtigen Amt geschildert, welches sich nun per Mail an die Ortskräfte gewandt hat.
Das Verteidigungsministerium teilte unterdessen mit, es habe am heutigen Mittwoch rund 180 Menschen aus Afghanistan in Sicherheit gebracht. "Damit sind mehr als 400 gefährdete Personen in Sicherheit gebracht worden - und wir machen weiter." Auch RTL/ntv bleibt weiter in Kontakt mit den gefährdeten Familien und Ortskräften und setzt alles daran, dass sie wie Zalmai A. und seine Familie aus dem Land herausgebracht werden.
Quelle: ntv.de, khe