Politik

Wegen Unabhängigkeitsreferendum Hochrangige Katalanen müssen in U-Haft

Der neue Kandidat für das Amt des Regionalpräsidenten, Jordi Turull, muss in Untersuchungshaft.

Der neue Kandidat für das Amt des Regionalpräsidenten, Jordi Turull, muss in Untersuchungshaft.

(Foto: imago/Agencia EFE)

Die Katalonien-Krise tritt in eine neue Phase: Das Oberste Gericht Spaniens erhebt Anklage gegen Carles Puigdemont, den frühren Präsidenten der Region. Seinen potenzieller Nachfolger trifft es noch schlimmer: Er muss in Untersuchungshaft.

Das Oberste Gericht in Madrid hat ein Verfahren wegen des Vorwurfs der Rebellion gegen den abgesetzten katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont und weitere zwölf Regionalpolitiker eröffnet. Darauf stehen in Spanien bis zu 30 Jahre Haft. Unter den Verdächtigen, denen im Zuge des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums vom Herbst 2017 der Prozess gemacht werden soll, ist auch der derzeitige Kandidat für das Amt des Regionalchefs, Jordi Turull.

Turull war am Donnerstag im Parlament in Barcelona damit gescheitert, sich noch vor der Anhörung ins Amt wählen zu lassen: Die CUP - die kleinste und radikalste der drei separatistischen Parteien - hatte sich der Stimme enthalten und somit dem 51-Jährigen eine Mehrheit verwehrt.

Ex-Regionalpräsident Puigdemont kam nicht nach Madrid. Er weilt derzeit in Helsinki.

Ex-Regionalpräsident Puigdemont kam nicht nach Madrid. Er weilt derzeit in Helsinki.

(Foto: AP)

Einen neuen Anlauf für den 51-Jährigen wird es nicht geben: Richter Pablo Llarena kam der Forderung der Staatsanwaltschaft am Freitagabend nach und ordnete Untersuchungshaft für den früheren Regierungssprecher an. Somit kann Turull am Samstag, wenn ihm im zweiten Wahlgang eine einfache Mehrheit gereicht hätte, nicht im Parlament in Barcelona anwesend sein. Das Verfassungsgericht hatte im Rahmen des Katalonien-Konflikts entschieden, dass ein Kandidat selbst bei der Parlamentsdebatte zu seiner Einsetzung anwesend sein muss. An dieser Regelung waren zuvor bereits zwei Kandidaten gescheitert: Der nach Brüssel geflohene Puigdemont und der inhaftierte Ex-Chef der Separatistenorganisation ANC, Jordi Sánchez.

Rovira setzt sich in die Schweiz ab

Marta Rovira kündigte an, Spanien und Katalonien zu verlassen und sich in die Schweiz abzusetzen.

Marta Rovira kündigte an, Spanien und Katalonien zu verlassen und sich in die Schweiz abzusetzen.

(Foto: dpa)

Insgesamt soll 25 Verdächtigen der Prozess gemacht werden. Neben den 13 wegen Rebellion Angeklagten, denen teilweise zusätzlich Veruntreuung öffentlicher Mittel vorgeworfen wird, müssen sich andere wegen des weniger schwerwiegenden Delikts des Ungehorsams verantworten. Katalonien hatte am 1. Oktober ein illegales Referendum über die Abspaltung der Region von Spanien durchgeführt. Nach einem Unabhängigkeitsbeschluss hatte die Zentralregierung in Madrid die katalanische Regierung abgesetzt und die Region unter Zwangsverwaltung gestellt.

Zu der Befragung waren am Freitag sechs Politiker vorgeladen, die im Dezember nach einem Monat in U-Haft auf Kaution freigelassen worden waren, darunter auch Turull und die Generalsekretärin der separatistischen Partei ERC, Marta Rovira. Diese kündigte am Morgen an, sie werde nicht vor Gericht erscheinen. Sie habe sich entschieden, sich ins Ausland abzusetzen. Sie wolle in die Schweiz ins Exil gehen, berichtete die Zeitung "El Mundo".

Das Blatt kritisierte das Verhalten der Separatisten scharf und betonte, diese hielten "Katalonien in einem Szenario zwischen Betrug und Zirkus" gefangen. Auch drei Monate nach der Neuwahl vom 21. Dezember, bei der die Unabhängigkeitsbefürworter zum Unwillen Madrids erneut eine Mehrheit der Sitze errungen hatten, wurde noch immer keine Regionalregierung ins Amt gewählt. Medien schrieben, die Möglichkeit einer weiteren Neuwahl rücke in immer greifbarere Nähe.

Quelle: ntv.de, vpe/chr/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen