Politik

Knobloch warnt vorm "Auffallen" Holocaust-Überlebende rät Juden, sich bedeckt zu halten

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
"Alles, was Israel tut, wird sofort höchst negativ bewertet. Das spüren auch wir", sagt Knobloch.

"Alles, was Israel tut, wird sofort höchst negativ bewertet. Das spüren auch wir", sagt Knobloch.

(Foto: picture alliance / Wolfgang Maria Weber)

Die jüdische Gemeinde in Deutschland ist verzweifelt, sagt die Holocaust-Überlebende Knobloch. Viele dächten übers Auswandern nach. Davon rät Knobloch allerdings ab, da es "selbst in New York schwierig geworden" sei. Hierzulande sollten Juden vor allem auf eines achten: nicht aufzufallen.

Jüdinnen und Juden sollten sich nach Meinung von Charlotte Knobloch in der derzeitigen Situation in Deutschland eher bedeckt halten. "Ich würde niemandem raten, durch Kleidung, Schmuck, einen dekorativen Davidstern aufzufallen. Das nimmt kein gutes Ende", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern der Münchner "Abendzeitung".

"Menschen, die hier geboren sind, fragen sich in diesen Zeiten schon: Ist das noch mein Land, kann ich hier meine Kinder erziehen?" Auch innerhalb ihrer Gemeinde werde das thematisiert. Sie antworte auf diese Überlegungen mit einer Gegenfrage: "Wo wollt ihr denn stattdessen hin?", sagte die 91-Jährige. "Da herrscht dann Ruhe, weil es in diesen Zeiten keine gute Antwort darauf gibt. Selbst in New York ist es schwierig geworden, die Situation in Amerika wird auch immer aussichtsloser. Die Universitäten dort sind dem Judenhass nicht mehr gewachsen."

Hintergrund sind die seit Wochen andauernden Proteste an zahlreichen Universitäten gegen das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg, die auch nach Deutschland schwappten. Knobloch erinnerte an die große Unterstützung unmittelbar nach dem Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. "Wir konnten Leitz-Ordner füllen mit den Sympathiebekundungen." Inzwischen sei die Stimmung aber umgeschlagen. "Alles, was Israel tut, wird sofort höchst negativ bewertet. Das spüren auch wir."

Knobloch überlebte NS-Zeit bei Bauern in Franken

Knobloch kam am 29. Oktober 1932 als Charlotte Neuland zur Welt. Schon drei Monate nach ihrer Geburt übernahm Adolf Hitler die Macht, der Nationalsozialismus zerstörte schon bald das Familienglück. Ihr Vater, der Rechtsanwalt Siegfried "Fritz" Neuland bekam Berufsverbot. Knoblochs Mutter, die zum Judentum konvertiert war, brach unter dem Druck der Nazis mit der Familie - Knobloch wuchs bei ihrer Großmutter auf.

Als Knobloch neun Jahre alt war, wurde die geliebte Großmutter ins Konzentrationslager Theresienstadt gebracht, wo sie starb. Knobloch überlebt die NS-Zeit - ihrem Vater gelang es, sie als angebliches uneheliches Kind bei einer tiefkatholischen Bäuerin in Franken zu verstecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie nach München zurück. Auch ihr Vater blieb dort.

Quelle: ntv.de, lve/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen