Einen Tag nach der Beerdigung Hunderte Menschen wollen Kohls Grab sehen
02.07.2017, 19:34 Uhr
Einen Tag nach der Beerdigung Helmut Kohls besuchen Hunderte sein Grab - um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
(Foto: picture alliance / Boris Roessle)
Mittlerweile hat Helmut Kohl auf dem alten Stadtfriedhof in Speyer seine letzte Ruhestätte gefunden. Doch ruhig wird es um ihn deswegen noch lange nicht. Kaum ist sein Grab für die Öffentlichkeit freigegeben, kommen Hunderte um Abschied zu nehmen.
Mehrere hundert Menschen haben einen Tag nach der Beerdigung Helmut Kohls Grab in Speyer besucht. Der Friedhof des Domkapitels, auf dem der Altkanzler am Vorabend beigesetzt worden war, wurde am Nachmittag für die Öffentlichkeit freigegeben. Die Beerdigung hatte am Samstag im engsten Familien- und Freundeskreis stattgefunden.
Bis zur Aufstellung eines Steins ist das Grab mit einem schlichten Holzkreuz gekennzeichnet, das nur den Namen und die Lebensdaten nennt: "Helmut Kohl 3.4.1930 - 16.6.2017". Auf dem Grab liegt der nur mit roten Rosen gesteckte Trauerkranz der Witwe Maike Kohl-Richter. Die weiteren Kränze wurden an den Seiten des Grabes niedergelegt.
Helmut Kohl war auf eigenem Wunsch auf dem alten Stadtfriedhof im Adenauerpark im Schatten der Friedenskirche Sankt Bernhard beigesetzt worden. Die Friedenskirche wurde in den 50er Jahren gemeinsam von Franzosen und Deutschen als Zeichen der Versöhnung errichtet. Das Grab Kohls soll ab sofort vom Adenauerpark aus öffentlich zugänglich sein.
2500 Menschen kamen zum Rheinufer
Unterdessen zogen die Stadt Speyer, das Bistum und die Polizei eine positive Bilanz der Trauerfeierlichkeiten in der pfälzischen Stadt. Es habe keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben, teilte Einsatzleiter Eberhard Weber mit. Mehr als 1600 Polizeikräfte waren zur Sicherung des Requiems im Dom von Speyer im Einsatz. An der Anlegestelle am Rheinufer, an der Straße zum Dom und vor der Kathedrale nahmen mehr als 2500 Menschen Abschied von dem Verstorbenen.
Die Trauerfeierlichkeiten hatten am Samstag mit einem europäischen Trauerakt in Straßburg begonnen, später hatte es außerdem ein Requiem im Dom von Speyer gegeben. Im Europaparlament in Straßburg hatten sich am Samstagmorgen amtierende und frühere Staats- und Regierungschefs versammelt, um mit dem ersten europäischen Trauerakt in der EU-Geschichte Kohl die letzte Ehre zu erweisen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gab dabei den Ton vor: Als "Nachkriegsgiganten" und "kontinentales Monument" würdigt der Luxemburger den Verstorbenen. Beide standen sich sehr nahe, Juncker war eine der treibenden Kräfte hinter dem europäischen Trauerakt in Straßburg.
Auch die anderen prominenten Redner erinnern an die Verdienste des "Vaters der deutschen Einheit" und "Ehrenbürgers Europas": EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani, der frühere spanische Regierungschef Felipe González, Ex-US-Präsident Bill Clinton, der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew, der französische Staatschef Emmanuel Macron und schließlich Bundeskanzlerin Angela Merkel traten nacheinander ans Rednerpult hinter dem mit einer Europaflagge bedeckten Sarg.
Merkel als letzte Rednerin erlaubte sich auch kritische Töne über den Machtmenschen und einstigen Übervater ihrer CDU, von dem sie sich nach der Parteispendenaffäre distanziert hatte. "So manche Geister schieden sich an ihm, nicht wenige haben sich an ihm abgearbeitet und gerieben", sagt die Bundeskanzlerin. "Viele von uns, auch ich, können davon erzählen."
Quelle: ntv.de, kpi/dpa/AFP