Sicherheit wohl nicht gefährdet IAEA-Experten finden Minen bei AKW Saporischschja
25.07.2023, 05:05 Uhr Artikel anhören
Mitarbeiter der Internationalen Atomenergiebehörde bemühen sich vor Ort um den Schutz des von Russland besetzten Atomkraftwerkes.
(Foto: picture alliance/dpa/IAEA)
Immer wieder werfen sich Kiew und Moskau vor, das Atomkraftwerk Saporischschja anzugreifen. Nach einer drohenden Eskalation Anfang des Monats scheint sich die Lage wieder etwas beruhigt zu haben. Doch bei der Inspektion einer Pufferzone entdecken Mitarbeiter der IAEA Sprengsätze.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat nach eigenen Angaben auf dem Gelände des von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja mehrere Minen gesichtet. Wie IAEA-Chef Rafael Grossi erklärte, entdeckten Mitarbeiter seiner Behörde bei Inspektionen am Sonntag "einige Minen in einer Pufferzone zwischen der inneren und äußeren Umzäunung der Anlage". Die Sprengsätze befinden sich demnach in "Sperrgebieten", zu denen das Betriebspersonal der Anlage keinen Zugang hat.
Angaben zur Anzahl der Minen auf dem Kraftwerksgelände machte Grossi nicht. Ihm zufolge geht die IAEA in einer ersten Einschätzung aber davon aus, dass eine Detonation "die Sicherheits- und Sicherungssysteme der Atomanlage nicht beeinträchtigen dürfte".
Das AKW Saporischschja ist das größte Atomkraftwerk Europas. Die russische Armee besetzte es am 4. März 2022, also kurz nach dem Beginn ihres Angriffs auf die Ukraine. Kiew und Moskau haben sich immer wieder gegenseitig beschuldigt, die Sicherheit des Atomkraftwerks zu gefährden. Das ukrainische Militär hatte den russischen Besatzern unter anderem vorgeworfen, "sprengstoffähnliche Gegenstände" auf den Dächern zweier Reaktoren angebracht zu haben. Ihre Detonation solle "den Eindruck eines Beschusses von ukrainischer Seite" erwecken. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warnte wiederum vor einem "subversiven Akt durch das Regime in Kiew".
"Druck auf Personal erhöht"
Das Auslegen von Sprengsätzen auf dem Gelände bezeichnete Grossi nun als "unvereinbar mit den IAEA-Sicherheitsstandards und den Leitlinien für nukleare Sicherheit". Ein solches Vorgehen erhöhe zudem den psychologischen Druck auf das Personal, erklärte Grossi.
In der vergangenen Woche hatte die IAEA erklärt, ihre Experten hätten die Anlage besichtigt, ohne Hinweise auf Minen gefunden zu haben. Allerdings habe die Behörde noch immer keinen Zugang zu den Dächern der Reaktorgebäude und ihrer Turbinenhallen erhalten, hieß es in der aktuellen Erklärung.
Die Lage am AKW Saporischschja hatte Anfang des Monats international große Besorgnis ausgelöst. Nach wiederholten Warnungen Russlands und der Ukraine vor angeblichen Angriffsplänen der jeweils anderen Seite forderte die IAEA Anfang Juli erweiterten Zugang zu der Anlage, um zu überprüfen, ob sich Minen oder Sprengstoff auf dem Kraftwerksgelände befinden.
Quelle: ntv.de, spl/AFP