Vorstoß in Cherson ISW: Kiew verlegt gepanzerte Technik über den Dnipro
08.11.2023, 13:56 Uhr Artikel anhören
Ukrainische Soldaten an der Front am Dnipro.
(Foto: AP)
Der Großteil des Gebiets Cherson ist von russischen Truppen besetzt. Allerdings bauen die Ukrainer laut dem US-Thinktank ISW ihre Präsenz am südlichen Ufer des Dnipro aus. Mehrere hundert Soldaten sollen übergesetzt haben, auch Militärtechnik wird offenbar verschifft.
Die ukrainischen Truppen haben russischen Berichten zufolge ihre Präsenz am südlichen Ufer des Flusses Dnipro im südukrainischen Gebiet Cherson ausgebaut. Es gebe Anzeichen für die Verlegung von gepanzerter Technik über den Fluss, teilte das US-Institut für Kriegsstudien ISW unter Berufung auf russische Militärblogger mit. Zudem sollen inzwischen mehr als 300 ukrainische Soldaten auf das vorher russisch kontrollierte Ufer beim Dorf Krynky übergesetzt haben.
Von ukrainischer Seite lagen keine Bestätigungen dafür vor. Das ukrainisch kontrollierte Ufer am Unterlauf des Dnipro wird seit Wochen massiv von russischer Artillerie beschossen und von der russischen Luftwaffe bombardiert. Der Großteil des Gebiets Cherson ist weiter von russischen Truppen besetzt.
Berichte über Tote in Donezk
Im Osten der Ukraine wurden nach russischen Angaben indes durch ukrainischen Beschuss des Zentrums der besetzten Stadt Donezk sechs Menschen getötet und elf weitere verletzt. Die ukrainische Seite habe unter Einsatz des Mehrfachraketenwerfers vom Typ HIMARS vier Objekte der Stadt getroffen, teilte der Besatzungschef der Region, Denis Puschilin, am Dienstagabend mit. Seine Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.
Russland beantragte für diesen Mittwoch eine UN-Sicherheitsratssitzung zu dem Schlag in Donezk, wie der Diplomat Dmitri Poljanski in New York mitteilte. Nach Darstellung der russischen Besatzer wurden in Donezk zivile Gebäude getroffen. Ukrainische Medien berichteten dagegen, es sei ein Schulungszentrum für Drohnenpiloten schwer beschädigt worden.
Ukraine richtet zweites Kriegsgefangenenlager ein
Wegen einer Vielzahl kriegsgefangener Russen begann die Ukraine mit der Einrichtung eines zweiten Lagers für sie. "Parallel dazu wird an der Vorbereitung eines weiteren Lagers gearbeitet", teilte die Regierungsorganisation "Ich möchte leben" am Dienstag per Telegram mit. Begründet wird dies mit der schlechten Motivation russischer Soldaten, die sich freiwillig ergeben und in Gefangenschaft begeben würden. Zudem hat es seit August keinen Gefangenenaustausch mehr mit der russischen Seite gegeben. Das neue Gefängnis wird Medienberichten zufolge im westukrainischen Gebiet Winnyzja an der Grenze zur benachbarten Republik Moldau für 300 Insassen unter der Bezeichnung "West 2" eingerichtet.
Das Lager "West 1" im benachbarten Gebiet Lwiw unweit der polnischen Grenze bot älteren Berichten zufolge Platz für etwa 600. Genaue Zahlen über Kriegsgefangene sind nicht bekannt. Schätzungen zufolge hat Russland noch mehrere Tausend Ukrainer in Gefangenschaft. Allein von den Verteidigern der südukrainischen Hafenstadt Mariupol sollen sich noch etwa 1900 Soldaten in russischer Hand befinden. Die Ukraine wehrt sich seit über 20 Monaten gegen die russische Invasion. Dem ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten Dmytro Lubinez zufolge sind seither knapp 2600 Kriegsgefangene und Zivilisten von Moskau an Kiew übergeben worden.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa