Deal eine "Demütigung" für Putin ISW: Wagner hat russische Armee lächerlich gemacht
25.06.2023, 09:51 Uhr Artikel anhören
Russische Soldaten am Samstag in Moskau. Putin war laut dem ISW nicht in der Lage, "seine Truppen rechtzeitig einzusetzen".
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Der russische Wagner-Chef Prigoschin hat sich mit seinem Aufstand nach Ansicht der US-Denkfabrik ISW verkalkuliert. Doch auch für den Kreml sind die Folgen verheerend, wie die Experten schreiben. Russlands Präsident Putin sei blamiert und vorgeführt worden.
Die Rebellion von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat nach Einschätzung der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) massive Schwächen im russischen Machtapparat offenbart. Der Aufstand habe gezeigt, "dass Putin nicht in der Lage ist, seine Truppen rechtzeitig einzusetzen, um eine innere Bedrohung abzuwehren, und dass sein Gewaltmonopol weiter untergraben wird", schreiben die Analysten. Der rasante Vorstoß der Wagner-Söldner in Richtung Moskau habe einen Großteil der regulären russischen Streitkräfte lächerlich gemacht.
Auslöser des Aufstands sei vermutlich der Plan gewesen, die Wagner-Gruppe bis zum 1. Juli dem russischen Verteidigungsministerium unterzuordnen. Prigoschin habe dies nach Ansicht des ISW als Bedrohung für sein politisches und womöglich auch persönliches Überleben verstanden. "Er entschied sich daher wahrscheinlich dafür, das Risiko einzugehen, seine Truppen einzusetzen, um die Führung des Verteidigungsministeriums zu ändern, anstatt die Wagner-Gruppe ganz zu verlieren", heißt es in der Analyse. Er habe vermutlich darauf gehofft, Überläufer aus dem Verteidigungsministerium für sich zu gewinnen, "was ihm nicht gelang".
Dass der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko eine direkte Rolle bei der Niederlegung des Aufstandes gespielt hat, ist laut dem ISW eine "Demütigung für Putin". Der russische Präsident sei vermutlich an Lukaschenko herangetreten. Dies deute darauf hin, "dass Lukaschenko einen nicht näher genannten Einfluss auf Prigoschin hat".
Durch das von Lukaschenko vermittelte Abkommen wird die Wagner-Gruppe der Denkfabrik zufolge als unabhängiger Akteur verschwinden. Es sei gut möglich, dass einige der Söldner dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt werden, wie von Verteidigungsminister Sergej Schoigu ursprünglich geplant. Dies könnte jedoch zu Spannungen innerhalb der Armee führen.
Für Russland sei das Abkommen "eine kurzfristige Lösung, keine langfristige". Mit einem baldigen Zusammenbruch der russischen Regierung rechnet das ISW zwar nicht, das Gleichgewicht im Kreml sei aber "zutiefst instabil". Die Experten gehen davon aus, dass der Aufstand Putins Regierung und auch dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine "wahrscheinlich erheblich schaden" werde.
Quelle: ntv.de, mdi