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Kreml steht vor Zwickmühle ISW erkennt Vorteile für Ukraine durch Wagner-Wirren

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Seine Position hat sich in den vergangenen Tagen nicht gerade verbessert: Putin im Kreml am dritten Tag nach dem Aufstand.

Seine Position hat sich in den vergangenen Tagen nicht gerade verbessert: Putin im Kreml am dritten Tag nach dem Aufstand.

(Foto: via REUTERS)

Der Aufstand der Wagner-Truppe ist zwar beendet, doch die Folgen könnten Russlands Präsidenten Putin noch in Atem halten. Dies erwartet zumindest das Institute for the Study of War. Ein möglicher Profiteur wäre die Ukraine.

Der Machtkampf zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin, dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko und Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist nach Einschätzung der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) noch nicht beendet. Demnach werde der Konflikt kurz- und langfristige Folgen haben, die der Ukraine zugutekommen könnten.

Das ISW bezieht sich dabei auf eine Äußerung des Direktors der russischen Nationalgarde, Viktor Zolotow, vom Dienstag, wonach dessen Garde schwere Waffen und Panzer erhalten soll. Die Ankündigung deutet laut dem Institut darauf hin, dass der Kreml auf diese Weise versucht, die durch den Aufstand offen zutage tretenden Sicherheitsprobleme des Regimes zu lösen. Durch die Verlegung von schwerem Militärgerät an die Nationalgarde würden allerdings Waffen gebunden, die ansonsten in der Ukraine eingesetzt werden könnten.

Das russische Verteidigungsministerium kündigte am Dienstag außerdem Vorbereitungen zur Übergabe der schweren militärischen Ausrüstung der Wagner-Gruppe an nicht näher bezeichnete Teile der russischen Streitkräfte an. Dies deutet laut dem ISW darauf hin, dass das Verteidigungsministerium versucht, zuvor getrennte Wagner-Einheiten aufzulösen, die Kämpfer der Wagner-Gruppe zu "atomisieren" und sie in reguläre russische Einheiten zu integrieren. Ziel ist offenbar, das Risiko neuer Aufstandsversuche durch die Wagner-Söldner zu minimieren. Durch die Übergabe der Ausrüstung könnten aber vermutlich Wagner-Kräfte nicht sofort die Front in der Ukraine verstärken.

"Für Putin demütigend"

Noch ist unklar, ob das russische Verteidigungsministerium die Wagner-Abteilungen auflösen und das Wagner-Personal den bereits bestehenden regulären Einheiten zuweisen wird. "Eine solche drastische Umstrukturierung käme der Auflösung der Wagner-Gruppe in der Ukraine als eigenständige organisatorische Einheit gleich und würde die einzigartige Kampfkraft, die die Wagner-Gruppe in der Ukraine entwickelt hat, beseitigen", schreibt das ISW weiter.

Sollten allerdings separate Wagner-Einheiten innerhalb der Verteidigungsstruktur beibehalten werden, würde dies den Experten zufolge Stabilitätsrisiken mit sich bringen, wenn die bisher unabhängigen Wagner-Kräfte dem bürokratischen Militärkommando des Verteidigungsministeriums unterstellt würden. "Getrennte Wagner-Einheiten würden aufgrund ihrer Unzufriedenheit mit der russischen Militärführung - der Grund, warum die Wagner-Einheiten Prigoschin in die bewaffnete Rebellion gefolgt sind - wahrscheinlich weiterhin eine interne Bedrohung für Russland darstellen."

Laut dem ISW versucht zudem Belarus' Machthaber Lukaschenko von der Lage zu profitieren. Wahrscheinlich nutze er die Anwesenheit der Söldner in seinem Land, um sich Spielraum zu verschaffen gegenüber dem Kreml und dessen Bemühen, Belarus zu "absorbieren". Lukaschenkos Vermittlungsversuche sollten wohl Putin und hochrangigen Kremlbeamten signalisieren, dass mit Minsk nicht zu spaßen sei. "Lukaschenkos Prahlerei über seine Fähigkeit, Machtmakler in Putins engstem Kreis zu manipulieren, ist für Putin demütigend, unabhängig davon, ob sie wahr ist oder nicht", so das ISW weiter. Die Tatsache, dass Putin Lukaschenko sogar öffentlich gedankt habe, sei "noch demütigender".

Quelle: ntv.de, ghö

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