Lauterbach bei Maischberger "Ich benutze den Begriff Freedom Day nicht"
17.02.2022, 03:21 Uhr
"Die Welt wird nicht mehr so sein wie vor der Pandemie", sagt Lauterbach.
(Foto: © WDR/Oliver Ziebe)
Am 20. März ist alles vorbei, zumindest fast und vorerst. Nach dem Wunsch der Ministerpräsidentenkonferenz sollen die meisten Maßnahmen bis dahin beendet sein. Corona sei damit aber noch lange nicht Vergangenheit, betont Bundesgesundheitsminister Lauterbach bei Sandra Maischberger. Das Virus werde Deutschland wohl noch Jahre beschäftigen.
Die Erleichterung war spürbar, bei vielen Ministerpräsidenten, selbst bei Bundeskanzler Olaf Scholz war sie zu erahnen. Am Nachmittag war es klar: Der Ausstieg aus den Corona-Maßnahmen kann beginnen. Bis zum 20. März sollen die meisten Einschränkungen wegfallen, die die Corona-Krise bisher mit sich gebracht hat. Dann soll die Planung für den Herbst kommen. Denn die Krise sei noch nicht vorbei, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Mittwochabend bei Sandra Maischberger in der ARD. "Ich glaube, dass wir uns noch zehn Jahre lang mit Covid beschäftigen müssen, aber in abnehmender Intensität", so der Minister.
"Keine steigenden Inzidenzwerte"
Trotz des beschlossenen Drei-Stufen-Plans will Lauterbach von einem Freedom Day nicht sprechen. "Ich benutze diesen Begriff nicht und finde auch nicht, dass er angebracht ist", sagt er. Zwar würden die Maßnahmen wirken, aber nicht bei allen Menschen. Für einige werde es nie eine volle Freiheit geben. "Die Welt wird nicht mehr so sein wie vor der Pandemie", sagt Lauterbach.
Steigende Inzidenzwerte werde es vorerst nicht geben, erklärt der Minister und verweist auf eine entsprechende Studie des Robert-Koch-Instituts. Die bisherigen Maßnahmen seien sinnvoll gewesen. Sie hätten dazu geführt, dass Kontakte reduziert wurden. Problematisch sei jedoch, dass immer noch zu wenig Menschen geimpft seien. Im Moment ließen sich vor allem Kinder und Jugendliche impfen, so Lauterbach. "Da muss man sagen, da sind die Jugendlichen vernünftiger als die Erwachsenen."
"Vierte Impfung ist möglicherweise nötig"
Wichtig ist für den Minister, dass es spätestens im Herbst eine Impfpflicht gibt. Dabei schlägt er vor, dass sich die beiden Gruppen zusammensetzen sollten, die eine Impfpflicht für Erwachsene ab 18 beziehungsweise ab 50 Jahren fordern. Das Gesundheitsministerium habe beide Anträge technisch unterstützt und Lauterbach glaubt, dass man sich auf einen Kompromiss einigen könnte.
Wer jetzt geboostert ist, braucht nach Lauterbachs Ansicht keine Angst zu haben. "Wir wissen, dass die Grundimpfung einen so guten Impfschutz hinterlässt, dass damit alle Corona-Varianten, die wir bisher kennen, gut abgedeckt sind." Allerdings schränkt Lauterbach ein: "Eine vierte Impfung ist möglicherweise notwendig, wenn ich mich nicht an einer neuen Welle infizieren möchte."
An RKI-Präsident Lothar Wieler will Lauterbach festhalten. Dieser habe sein volles Vertrauen, sagt der Minister. Wieler sei im Sommer noch im Amt, davon gehe er aus. Dennoch hat er dem RKI die Hoheit über tiefgreifende Entscheidungen wieder entzogen. Mitte Januar hatte das Robert-Koch-Institut die Dauer des Genesenenstatus von sechs auf drei Monate gesenkt, ohne Lauterbach zu informieren. Die Entscheidung sei zwar richtig gewesen, "aber ich finde es richtig, dass der zuständige Minister so etwas erst mal sieht, bewertet und dann kommuniziert". Lauterbach ziehe jetzt etwas wieder an sich, das er "hochpolitische Entschlüsse" nennt. "Das muss beim Minister sein", sagt er.
Quelle: ntv.de