Diskussion um Grippe-Impfdosen Impf-Experten: Risikogruppen bevorzugen
12.10.2020, 07:21 Uhr
Es sind nicht genug Grippe-Impfungen für alle da.
(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild)
Das Gesundheitsministerium bestellt 26 Millionen Grippe-Impfstoffdosen - bei einer Bevölkerung von 80 Millionen. Das veranlasst Experten zu Sorge. Sie empfehlen, zunächst nur Menschen aus den Risikogruppen zu versorgen.
Der Chef des Berliner Hausärzteverbandes hat gefordert, dass zunächst nur Risikogruppen gegen die Grippe geimpft werden. "Bei 26 Millionen Impfstoffdosen und einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen können zunächst nur Risikogruppen geimpft werden", sagte Wolfgang Kreischer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Nur wenn der Impfstoff nicht verbraucht werde, sollten andere Personen geimpft werden. "Sonst reicht der Impfstoff womöglich nicht für die, die ihn wirklich brauchen."
Auch Martin Terhardt, Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut (RKI), sieht die Gefahr, dass in diesem Winter zu wenig Grippe-Impfstoff zur Verfügung stehen könnte. "Mein Wunsch wäre tatsächlich eine abgestufte Empfehlung, dass man jetzt erst mal bis Mitte Dezember wirklich den Vorrang denjenigen gibt, die zu den Risikogruppen gehören", sagte er dem RBB-Verbrauchermagazin "Supermarkt". "Und wenn dann die Situation so ist, dass der Rest der Risikogruppe sich wirklich nicht impfen lassen möchte und es noch genug Impfstoff gibt, dann könnte man das von mir aus auch gerne freigeben."
Allein 40 Millionen in Risikogruppen
Die Stiko empfiehlt die Impfung für Risikogruppen - Menschen ab 60, Schwangere, Personen mit Vorerkrankungen, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Berufsgruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko. Zur Versorgung aller Menschen aus diesen Gruppen bräuchte es rund 40 Millionen Impfdosen. Allerdings nehmen längst nicht alle von ihnen das Angebot in Anspruch - in der Altersgruppe ab 60 lag die Impfrate in der Grippesaison 2014/15 bei etwa 40 Prozent.
Bestellt wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang 26 Millionen Dosen. Das RKI betonte im August, auch Menschen außerhalb der Risikogruppen könnten die Impfung erhalten. Es stellte aber gleichzeitig klar: "Die uns bekannten Informationen zu den voraussichtlich verfügbaren Influenza-Impfstoffmengen können die Versorgung der wichtigsten Zielgruppen gewährleisten, nicht jedoch der gesamten Bevölkerung."
Quelle: ntv.de, nan/dpa