Koranschändung, Botschaftssturm Irak weist schwedische Botschafterin aus
20.07.2023, 14:40 Uhr Artikel anhören
Der Demonstrant, ein geflüchteter Iraker, hatte angekündigt, einen Koran sowie eine irakische Flagge zu verbrennen.
(Foto: picture alliance/dpa/TT NEWS AGENCY/AP)
Nachdem ein Mann in Schweden einen Koran verbrennen will und Behörden das nicht verbieten können, kommt es in Bagdad zum Sturm der schwedischen Botschaft durch Demonstranten. Die Skandinavier sind erzürnt. Nun eskaliert der Streit auf diplomatischer Ebene.
Als Reaktion auf eine geplante Koranverbrennung in Schweden hat der Irak die schwedische Botschafterin ausgewiesen. Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani forderte die Diplomatin Jessica Svärdström auf, "das irakische Territorium zu verlassen". Zugleich kündigte das irakische Außenministerium an, den Geschäftsträger aus der irakischen Botschaft in der schwedischen Hauptstadt Stockholm zurückzurufen.
In der Nacht zuvor war es inmitten der Spannungen um eine angekündigte Koranverbrennung in Schweden - welche nicht die erste gewesen wäre - zum Sturm der Botschaft des Landes in Bagdad gekommen. Hunderte Demonstranten hatten sich gegen 3 Uhr vor der Botschaft in Bagdad versammelt. Protestierende überwanden die Mauern zum Botschaftsgelände und setzten Teile des Gebäudes in Brand. Schweden verurteilte die Erstürmung der Botschaft als "komplett inakzeptabel".
"Die irakischen Behörden sind nach der Wiener Konvention eindeutig dazu verpflichtet, diplomatische Missionen und Personal zu schützen", erklärte der schwedische Außenminister Tobias Billström. Der irakische Geschäftsträger werde ins Außenministerium einbestellt.
Nicht die erste Koran-Aktion
Die schwedische Polizei hatte eine für Donnerstag geplante Kundgebung vor der irakischen Botschaft in Stockholm genehmigt, zu der zwei Teilnehmer erwartet wurden, die einen Koran und eine irakische Flagge verbrennen wollten. Einer der beiden Männer, ein Immigrant aus dem Irak, hat bereits im Juni vor einer Stockholmer Moschee einen Koran angezündet. Er hatte seinen Antrag damit begründet, dass er mit der Aktion seine "Meinung zum Koran ausdrücken" wolle.
Die Polizei wollte ähnliche Demonstrationen wegen Sicherheitsbedenken verbieten, scheiterte bislang aber an Gerichten, die die Meinungsfreiheit eingeschränkt sehen. Bei der Kundgebung vor der irakischen Botschaft in Stockholm wurde mehreren Nachrichtenagenturen zufolge ein Buch getreten und teilweise zerstört, das Demonstranten als Koran bezeichneten. Verbrannt wurde es aber nicht.
Quelle: ntv.de, mpe/AFP/rts/dpa