Golf-Dinner ohne Corona-Regeln Irischer EU-Kommissar gerät unter Druck
24.08.2020, 16:11 Uhr
Hat sich für seine Teilnahme an dem Abendessen entschuldigt: Phil Hogan.
(Foto: REUTERS)
Diese Reise in die Heimat hat ein Nachspiel: Weil er entgegen der Corona-Regeln an einem ausschweifenden Abendessen teilnahm, steht die Karriere des Iren Phil Hogan auf der Kippe. Der EU-Handelskommissar entschuldigte sich zwar bereits. Ob er seinen Posten retten kann, ist aber fraglich.
EU-Handelskommissar Phil Hogan muss wegen der Teilnahme an einem gegen Corona-Regeln verstoßenden Dinner um seinen Job bangen. Nach Angaben einer Sprecherin prüft EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen derzeit, ob sie Konsequenzen aus dem Verhalten des Iren zieht. Eine Option wäre demnach, Hogan zum Rücktritt aufzufordern. Um eine Entscheidung treffen zu können, habe von der Leyen von Hogan zuletzt weitere Informationen angefordert, sagte die Sprecherin in Brüssel.
Hogan hatte in der vergangenen Woche gemeinsam mit etwa 80 anderen Personen an einem Dinner einer Golf-Gesellschaft teilgenommen, obwohl kurz zuvor die Auflagen in Irland für Treffen in geschlossenen Räumen auf nur noch maximal sechs Personen verschärft wurden. An dem Abendessen hatten unter anderen ein irischer Minister, ein Richter des höchsten irischen Gerichts sowie zahlreiche Abgeordnete teilgenommen. Mittlerweile gab es deshalb mehrere Rücktritte, darunter von Landwirtschaftsminister Dara Calleary und dem Vizepräsidenten des Oberhauses, Jerry Buttimer.
Besonders unangenehm ist die Lage für Hogan, weil er bei seinem Irland-Aufenthalt auch dabei erwischt wurde, dass er beim Autofahren sein Handy nutzte. Der 60-Jährige hatte eine Entschuldigung zunächst verweigert - ihm sei versichert worden, die Veranstaltung erfülle alle Corona-Richtlinien. Am Sonntag erklärte er nun: "Ich sehe ein, dass meine Handlungen einen Nerv in der irischen Bevölkerung getroffen haben, was mir sehr leid tut."
Eine Entschuldigung sei zwar zu begrüßen, aber weitere Erklärungen seien nötig, nicht nur zu der umstrittenen Veranstaltung, sondern zu Hogans gesamtem Aufenthalt in Irland, sagte Vize-Ministerpräsident Leo Varadkar am Sonntag dem Radiosender RTE. "Wenn er das nicht kann, muss er seine Position überdenken." Bereits am Samstag hatten Ministerpräsident Micheal Martin und sein Stellvertreter Hogan den Rücktritt nahegelegt. Aus dem Umfeld Hogans verlautete aber, dass der EU-Kommissar nicht zurücktreten wolle.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/rts/AFP