Nach den "Panama Papers" Isländer wählen neue Regierung
29.10.2016, 08:58 Uhr
Einige Isländer haben sich bereits im Vorfeld für die Briefwahl entschieden. Dieses Foto dokumentiert, wie sie die Briefwahl-Unterlagen in Empfang nehmen.
(Foto: dpa)
Nach der Veröffentlichung der "Panama-Papers" ist die Bevölkerung mit ihren Protesten erfolgreich: Am Ende muss Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson gehen. Nun stehen Neuwahlen an.
Die Isländer wählen am Samstag (von 11 Uhr MESZ an) ein neues Parlament. Auf der Vulkaninsel im Nordatlantik sind bis Mitternacht (MESZ) knapp 250.000 Menschen aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Eine Niederlage der Regierung aus Konservativen und Liberalen gilt als sicher, obwohl die Konservativen nach letzten Umfragen vor der Wahl stärkste Partei werden könnten. Die Piratenpartei kann demnach mit starken Zugewinnen rechnen.
Mit Protesten hatten Islands Bürger im April bewirkt, dass die Wahl um ein halbes Jahr vorgezogen wurde. Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson war zuvor durch die Enthüllungen der "Panama Papers" in die Kritik geraten und hatte zurücktreten müssen.
Wirtschaftskrise und der Zusammenbruch der Banken 2008 hatten zuvor schon das Vertrauen in die politischen Institutionen des Landes zerstört. Im April dieses Jahres waren die Isländer erneut auf die Straße gegangen, nachdem der Name von Gunnlaugsson in den "Panama Papers" aufgetaucht war. Die nach Einschätzung der Polizei größten Proteste in der Geschichte Islands zwangen ihn zum Rücktritt und sorgten für frühzeitige Neuwahlen. Gunnlaugsson soll Millionen in einer Offshore-Firma versteckt und auch auf der Gläubigerliste der Krisenbanken gestanden haben.
Bei der Abstimmung droht der Mitte-Rechts-Regierung aus Konservativen und Liberalen eine Niederlage. Da allerdings auch die Opposition keine Mehrheit schaffen dürfte, könnten sich die Verhandlungen über eine neue Regierung nach der Wahl sehr lange hinziehen.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa