Politik

Geiselnahme in Supermarkt Islamist tötet drei Menschen in Südfrankreich

In diesem Supermarkt bei Carcassonne hat ein Täter mehrere Geiseln genommen.

In diesem Supermarkt bei Carcassonne hat ein Täter mehrere Geiseln genommen.

(Foto: REUTERS)

Im südfranzösischen Ort Carcassonne stiehlt ein bewaffneter Mann ein Auto und tötet einen Menschen. In einem Supermarkt im benachbarten Trébes nimmt er später Geiseln. Auch dort gibt es Tote. Der Täter reklamiert für sich eine Nähe zum Islamischen Staat.

Der Geiselnehmer in Südfrankreich hat nach Angaben der Ermittler mindestens drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Der bekennende Islamist habe zunächst in Carcassonne ein Auto gestohlen und dabei einen Insassen getötet und den Fahrer verletzt, hieß es am frühen Nachmittag. Kurze Zeit später habe er einen Polizisten mit Schüssen verletzt und danach zwei weitere Menschen bei der Geiselnahme in dem Supermarkt in Trèbes getötet.

Das Pariser Innenministerium hat bisher mindestens zwei Todesopfer bei der Geiselnahme in einem Supermarkt in der südfranzösischen Stadt Trèbes bestätigt. Demnach sind mindestens drei weitere Menschen verletzt worden. Es werde noch mit weiteren Opfern gerechnet, erklärte die Polizei. Der Geiselnehmer habe sich zur Terrormiliz Islamischer Staat bekannt, so die Staatsanwaltschaft.

Aus Ermittlerkreisen hieß es, den meisten Kunden und Angestellten des Geschäfts "Super U" sei die Flucht gelungen. Anderen Berichten zufolge sollen die etwa 20 Geiseln in Sicherheit sein. Frankreichs Regierungschef Edouard Philippe sprach von einer "ernsten Situation". Vieles deute auf einen terroristischen Akt hin.

Ein Augenzeuge sagte aus, der Täter habe "Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen, als er den Supermarkt überfiel. Zudem habe er von Rache für Syrien gesprochen. Er sei mit Messern, einer Schusswaffe und Handgranaten bewaffnet gewesen. Spezialeinheiten der Polizei waren in dem 5500-Einwohner-Ort im Einsatz, mehrere Hubschrauber überflogen den Tatort. Das Innenministerium rief auf Twitter dazu auf, den Bereich um den Supermarkt "Super U" zu meiden.

Bei dem Verdächtigen soll es sich um einen marokkanischen Einwanderer handeln. Laut n-tv-Reporter Alexander Oetker ist der Geiselnehmer 1992 geboren. Anderen Berichten zufolge ist er zwischen 30 und 40 Jahre alt. Übereinstimmend heißt es, er sei den französischen Sicherheitsbehörden bereits bekannt. Unter anderem soll er in Islamisten-Netzwerken unterwegs gewesen sein und wegen seiner Radikalisierung observiert worden sein. Mehrere Medien berichten, er fordere die Freilassung von Salah Abdeslam, dem einzigen Überlebenden der Pariser Anschläge vom November 2015. Zudem sei inzwischen die Mutter des Geiselnehmers zum Tatort gebracht worden.

Um 11.15 Uhr soll der Mann in das Geschäft in Trèbes östlich von Carcassonne eingedrungen sein, hieß es von der Gendarmerie. Dabei habe er Schüsse abgegeben. Unbestätigten Berichten zufolge sollen sich zum Zeitpunkt des Überfalls rund 40 Menschen in dem Gebäude befunden haben.

Zwei Polizisten angeschossen

Im nahe gelegenen Carcassonne wurden zudem zwei Polizisten verletzt, als Unbekannte das Feuer auf vier Beamte eröffneten, die gerade vom Joggen zurückkamen. Das bestätigte ein Polizeisprecher. Es soll sich bei den Opfern um Mitglieder einer Anti-Terror-Einheit handeln. Die mutmaßlichen Schützen - zwei Männer - sind offenbar weiter auf der Flucht. Bei einem von ihnen könnte es sich um den Geiselnehmer handeln, wie es aus Justizkreisen hieß: Das Auto des Mannes, der auf den Polizisten schoss, wurde nach Polizeiangaben später vor dem Supermarkt in Trèbes  gefunden. Die beiden Orte sind nur rund zehn Kilometer voneinander entfernt.

In ersten Berichten hatte es geheißen, der IS reklamiere die Tat für sich. Inzwischen heißt es, der mutmaßliche Täter reklamiere für sich eine Nähe zum IS.

Stadt für Verkehr abgeriegelt

Die Schüler der südfranzösischen Kleinstadt Trèbes bleiben während der Geiselnahme in ihrer Stadt in ihren Schulen. Das teilte die zuständige Schulbehörde mit. Die Schüler seien "in Sicherheit im Inneren" der Schulen, hieß es. "Sie bleiben bis auf Weiteres dort." Die Behörde rief die Eltern auf, nicht zu den Schulen zu kommen. Berichten von Reportern zufolge, die sich in Trèbes aufhalten, ist die kleine Stadt weiträumig für Autos abgesperrt.

Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land schwer erschüttert. Seit 2015 sind bei Anschlägen von IS-Anhängern in Frankreich mehr als 240 Menschen getötet worden. Die Behörden sprechen regelmäßig von einer weiterhin hohen Gefahr.

Quelle: ntv.de, jwu/hul/AFP/dpa/rts

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