Angriffe auf Süden Gazas Israel beschießt Rafah - Hamas-Behörde meldet Tote
03.02.2024, 21:26 Uhr Artikel anhören
Bei dem Luftangriff auf Rafah sind laut Augenzeugen zwölf Menschen getötet worden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die israelische Armee rückt im Kampf um den Gazastreifen weiter vor. In der Nacht kommt es zu Luftangriffen auf Rafah - jene Stadt an der Grenze zu Ägypten, in der rund eine Million Menschen Zuflucht suchen. Israel bestätigt die Angriffe nicht, deutet aber eine Ausweitung des Einsatzes an.
Die israelische Armee hat die Stadt Rafah ganz im Süden des Gazastreifens beschossen. Eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP hörte kurz nach Mitternacht heftige Luftangriffe in der an Ägypten grenzenden Stadt, in der mehr als eine Million Palästinenser Zuflucht vor den Kämpfen in dem Küstengebiet gesucht haben. Augenzeugen gaben an, dass bei einem Luftangriff auf das Haus einer Familie zwölf Menschen getötet worden seien.
Die der Terrororganisation Hamas unterstehenden Behörden sprachen von 14 Todesopfern in Rafah, unabhängig prüfen lässt sich diese Aussage nicht. Weitere Opfer habe es demnach bei israelischen Angriffen auf die Stadt Deir Al-Balah gegeben. Das israelische Militär äußerte sich nicht dazu, ob es entsprechende Luftangriffe ausgeführt habe. Es erklärte lediglich, im Gegensatz zu den Angriffen der Hamas auf israelische Männer, Frauen und Kinder halte sich das israelische Militär an internationales Recht und bemühe sich um eine Vermeidung zivilen Leids.
Die ebenfalls südliche Stadt Chan Junis, auf die sich die israelische Offensive zuletzt konzentrierte und in der sich nach israelischen Angaben hochrangige Anführer der Hamas versteckt halten, wurde nach Angaben eines AFP-Journalisten in der Nacht von anhaltendem Panzerbeschuss und Luftangriffen erschüttert.
Israels Armee meldet "dutzende" getötete Terroristen
Die israelische Armee erklärte ihrerseits, im Norden und um Zentrum des Gazastreifens in den vergangenen 24 Stunden "dutzende Terroristen" getötet zu haben. Im Flüchtlingslager Al-Schati im Nordteil des Küstenstreifens entdeckte das Militär eine Gruppe Kämpfer, die Waffen transportieren wollten. Der Trupp sei durch einen gezielten Luftschlag ausgeschaltet worden. Die Angaben des Militärs ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant hatte am vergangenen Donnerstag angedeutet, Israel werde seinen Militäreinsatz im Gazastreifen auf Rafah ausweiten. Die Hamas-Einheiten in Rafah würden ebenso "aufgelöst" werden wie in Chan Junis, sagte Gallant bei einem Besuch israelischer Soldaten. Rafah sei "ein Dampfkochtopf der Verzweiflung und wir haben Angst vor dem, was als nächstes kommt", sagte der Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha), Jens Laerke.
Nach WHO-Angaben beherbergt das einst rund 200.000 Einwohner zählende Rafah inzwischen mehr als die Hälfte der mehr als zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens. Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte gegenüber dem Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND), eine Militäroffensive in Rafah sei "nicht zu rechtfertigen".
Quelle: ntv.de, spl/AFP/rts/dpa