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Noch keine Feuerpause in Sicht Israel beschließt Offensive auf Rafah - Luftschläge starten

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In Rafah jubeln die Menschen bereits über die Aussicht auf eine Waffenruhe. Doch Israel sieht in dem Vermittlervorschlag, dem die Hamas zustimmt, seine Forderungen nicht ansatzweise erfüllt. Am Abend greift die Armee Ziele im Osten der Stadt an.

Nur Stunden nach der Zustimmung der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zu einem ägyptisch-katarischen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazakrieg hat das israelische Kriegskabinett eine Militäroperation in die Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets beschlossen. Das Militär griff nach eigenen Angaben Ziele im Osten der Stadt aus der Luft an. Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, der von der Hamas akzeptierte Vorschlag sei weit entfernt von wesentlichen Forderungen Israels. Er werde dennoch Unterhändler zur Fortsetzung der Gespräche über eine Waffenruhe entsenden.

Was der Vorschlag genau beinhaltet, war zunächst nicht klar. Zuletzt war aber von einem dreistufigen Plan die Rede gewesen, der die Freilassung von Geiseln und einen Abzug israelischer Soldaten beinhaltete. Offen war, ob die Vereinbarung die Hauptforderung der Hamas nach einem Ende des Krieges und einem vollständigen Rückzug der israelischen Truppen erfüllen wird.

US-Regierung: Großoffensive hat wohl noch nicht begonnen

Die US-Regierung geht nach jetzigem Stand nicht davon aus, dass es sich bei den jüngsten Angriffen um den Beginn einer großangelegten Offensive handelt. Das teilte ein US-Regierungsvertreter mit. An den ernsthaften Bedenken der amerikanischen Seite wegen einer solchen Militäroffensive in dem dicht besiedelten Gebiet habe sich aber nichts geändert. Diese Position sei auch klar vertreten worden.

1,4 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens haben seit Beginn des Krieges in Rafah Zuflucht gesucht. Das Gebiet stellt laut Israel aber auch die letzte Hochburg der Hamas dar. Am Montag forderte Israel etwa 100.000 Palästinenser auf, mit der Evakuierung Rafahs zu beginnen. Die betroffenen Bewohner sollten sich in das Gebiet Al-Mawasi nahe der Küste begeben. In Al-Mawasi sei die Hilfe ausgeweitet worden, es stünden Feldlazarette, Zelte, Lebensmittel und Wasser bereit, sagte Militärsprecher Nadav Schoschani.

Stunden später teilte die Hamas mit, sie habe einen ägyptisch-katarischen Vorschlag für eine Waffenruhe im Gazakrieg akzeptiert. Dies habe Hamas-Chef Ismail Hanija dem Regierungschef von Katar und dem ägyptischen Geheimdienstminister am Telefon gesagt. Als dies bekannt wurde, gingen Menschen in Rafah jubelnd auf die Straßen.

USA prüfen den abgelehnten Vorschlag

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari sagte: "Wir prüfen jede Antwort und jedes Antwortschreiben sehr ernsthaft." Die israelischen Militäroperationen gingen in der Zwischenzeit jedoch weiter. Zugleich kündigte Hagari an, Israel werde den wichtigen Grenzübergang Kerem Shalom für humanitäre Hilfe nach Gaza so bald wie möglich wieder öffnen. Einen Zeitpunkt nannte er nicht. Israel hatte den Übergang am Sonntag geschlossen, nachdem bei einem Mörserangriff der Hamas in diesem Gebiet vier israelische Soldaten getötet worden waren.

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Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby, sagte, CIA-Direktor Bill Burns sei aktiv mit Partnern in der Region im Gespräch, um die Erklärung der Hamas und die nächsten Schritte zu bewerten. Ein US-Vertreter sagte, die USA prüften, ob die Hamas einer Version des Abkommens zugestimmt habe, die von Israel und internationalen Unterhändlern unterzeichnet worden sei, oder einer anderen. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte, der von der Hamas angenommene Vorschlag für eine Waffenruhe entspreche nicht dem von Israel vorgeschlagenen Rahmen.

In mehreren Städten Israels kam es am Montagabend zu Demonstrationen für eine Verhandlungslösung zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas. "Zeit der Entscheidung - Leben oder Tod", hieß es auf einem großen Transparent auf einer Demonstration von Angehörigen der am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. "Statt den Krieg zu beenden, um alle Geiseln nach Hause zu bringen, droht die Regierung mit einem Militäreinsatz in Rafah, der ihr Leben in Gefahr bringen wird", sagte ein Vertreter der Familien.

Quelle: ntv.de, ino/AP

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