Angriff auf Chan Junis geplant Israel erklärt fast den ganzen Gazastreifen zum "Kampfgebiet"
12.04.2025, 15:35 Uhr Artikel anhören
Dieses Gebäude in Chan Junis wurde bereits durch einen israelischen Angriff zerstört - weitere sollen nun folgen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit Mitte März attackiert Israel wieder den Gazastreifen - aus der Luft und am Boden. Jetzt wird der Einsatz noch ausgeweitet. Das israelische Militär kündigt an, Städte im Süden des Palästinensergebiets anzugreifen. Es fordert die Bewohner der Stadt Chan Junis zur Flucht auf.
Israel will seine Militäroffensive im Gazastreifen auf fast das gesamte Palästinensergebiet ausweiten. Von der Intensivierung des Einsatzes werde "fast der ganze Gazastreifen" betroffen sein, erklärte Verteidigungsminister Israel Katz. Zugleich rief er die Bevölkerung in dem Palästinensergebiet auf, die "Kampfgebiete" zu verlassen.
"Bald werden die Operationen der Armee intensiviert und auf andere Gebiete über fast den gesamten Gazastreifen ausgeweitet - und Sie werden die Kampfgebiete räumen müssen", hieß es in einer an die Bewohner des Küstengebietes gerichteten Erklärung von Katz.
Offenbar will Israel zunächst die Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens ins Visier nehmen. Ein israelischer Militärsprecher forderte die Einwohner des Gebiets zum Verlassen ihrer Häuser auf. Es handele sich um die letzte Warnung vor einem bevorstehenden Angriff, schrieb er in arabischer Sprache auf der Plattform X. Die Einwohner sollten sich zu ihrer Sicherheit sofort auf den Weg zu Schutzräumen im Westen der Stadt machen.
Israel hat Rafah vollständig umzingelt
Das israelische Militär werde jedes Gebiet, von dem aus Raketen abgefeuert würden, mit extremer Gewalt angreifen, hieß es in der Nachricht weiter. Am Vormittag waren nach Armeeangaben drei Raketen aus dem südlichen Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Sie wurden vom israelischen Raketenabwehrsystem abgefangen, hieß es.
Zudem wurde nach Angabe des israelischen Militärs die Stadt Rafah, die ebenfalls im Süden des Gazastreifens liegt, vollständig umzingelt. Die Gebiete von Rafah und Chan Junis seien voneinander abgeschnitten, hieß es. Nach israelischen Militärangaben wurden im Rahmen eines eineinhalbwöchigen Einsatzes Dutzende Hamas-Kämpfer getötet und Tunnel der Organisation zerstört.
Mit der Eroberung des sogenannten Morag-Korridors sind die Städte Rafah und Chan Junis im Süden voneinander getrennt. Zusammen mit dem weiter nördlich gelegenen Netzarim-Korridor entsteht so faktisch eine Dreiteilung des Gazastreifens. Verteidigungsminister Israel Katz sprach von eroberten Gebieten, die als israelische "Sicherheitszonen" dienen sollen.
Hamas reist zu Verhandlungen nach Kairo
Derweil gehen nach Angaben der radikalislamischen Hamas die Gespräche über eine mögliche Waffenruhe weiter. Eine hochrangige Hamas-Delegation will nach Angaben der radikalislamischen Palästinenserorganisation nach Kairo reisen und dort mit den ägyptischen Vermittlern neue Waffenruhe-Verhandlungen für den Gazastreifen führen. "Wir hoffen, dass das Treffen zu echten Fortschritten führt", sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Hamas-Vertreter.
Die Delegation solle noch im Laufe des Tages die ägyptische Hauptstadt erreichen. Die Hamas wolle eine Beendigung des Krieges und "den vollständigen Abzug" der israelischen Armee aus dem Gazastreifen, sagte der Vertreter der Palästinenserorganisation, der anonym bleiben wollte.
Ägypten vermittelt neben anderen Ländern zwischen Israel und der Hamas. Israelischen Medienberichten zufolge hatten zuletzt Israel und Ägypten Entwürfe für einen möglichen Waffenstillstand und eine Geiselfreilassung ausgetauscht. Die Hamas habe aber noch keine neuen Vorschläge erhalten, sagte ihr Vertreter.
Quelle: ntv.de, lve/dpa/AFP