Infrastruktur des Terrors Israel flutet Tunnel der Hamas im Gazastreifen
31.01.2024, 07:42 Uhr Artikel anhören
Israels Armee nennt das weitverzweigte Tunnelsystem der Hamas auch "Gaza Metro". Es soll über 720 Kilometer lang sein.
(Foto: dpa)
Israel sucht weiter nach den Geiseln und der Führung der Hamas, die unterhalb von Chan Junis vermutet werden. Um das unterirdische System der Terroristen zu zerstören, flutet die Armee nach einer Testphase nun Tunnel mit Meerwasser. Experten befürchten dramatische Folgen für Umwelt und Bevölkerung.
Israels Armee hat erstmals bestätigt, Tunnel der islamistischen Hamas im Gazastreifen geflutet zu haben. Ziel sei es, "die unterirdische Terrorinfrastruktur im Gazastreifen zu neutralisieren", teilte das Militär mit. Dabei seien große Wassermengen in die Tunnel geleitet worden. Das Militär sprach von einem "bedeutenden technischen und technologischen Durchbruch" im Anti-Terror-Kampf.
Laut Armee wurde mit Bodenanalysen sichergestellt, dass bei den Flutungen das Grundwasser nicht beeinträchtigt werde. Bei der Einleitung von Wasser in die Tunnel sei darauf geachtet worden, "das Grundwasser in dem Gebiet nicht zu beeinträchtigen", erklärte die israelische Armee. Der Zugang zu Trinkwasser für die Zivilbevölkerung sei nicht gefährdet. "Die Einleitung von Wasser wurde nur an geeigneten Tunnelrouten und Orten ausgeführt." Die israelische Armee geht weiter auch mit Sprengungen vor, um Tunnel zu zerstören.
US-Medien hatten bereits im Dezember berichtet, Israels Militär teste die Flutung in Tunneln, in denen keine Geiseln vermutet würden. Meerwasser sei in einige Tunnel gepumpt worden, um herauszufinden, ob sich die Methode zur großflächigen Zerstörung des Tunnelnetzwerks eigne. Experten gaben zu bedenken, dass die Taktik dramatische Folgen für die Umwelt haben könnte. Sie warnten vor den erheblichen Gefahren und Risiken für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen.
"Gaza Metro": System mit Hunderten Kilometern
Das Tunnelsystem unter dem Gazastreifen gilt als eine der größten Herausforderungen für die israelische Armee im Kampf gegen die Hamas. Anfang Dezember hatte die Armee erklärt, sie habe mehr als 800 Tunneleingänge entdeckt, von denen 500 zerstört worden seien. Seit deren beispiellosem Angriff auf den Süden Israels am 7. Oktober ist die Armee entschlossen, die Tunnel zu zerstören. Einer Studie der US-Militärakademie West Point zufolge gibt es unter dem Gazastreifen rund 1300 Tunnel. Das Tunnelnetz ist US-Medien zufolge zwischen 480 und 720 Kilometern lang. Von Israels Armee wird das Tunnelsystem auch "Gaza Metro" genannt.
Nach Informationen der US-Zeitung "Wall Street Journal" sind noch 60 bis 80 Prozent der unterirdischen Routen intakt. Im Bereich von Chan Junis im Süden des Gazastreifens hätten in einigen Fällen unterirdische Wände oder andere Barrieren den Fluss des Wassers bei Flutungsversuchen gestoppt. Insgesamt sei die Methode "nicht so effektiv gewesen, wie israelische Repräsentanten gehofft hatten", schrieb das Blatt. Israel vermutet in dem Tunnelnetzwerk unterhalb von Chan Junis die Führung der Terrororganisation Hamas sowie auch israelische Geiseln.
Ursprünglich diente das Tunnelsystem dazu, die nach dem Wahlsieg der Hamas im Jahr 2007 von Israel verhängte Blockade zu umgehen. Damals wurden Hunderte unterirdische Gänge an der Grenze zu Ägypten gegraben, um Menschen, Waren, Waffen und Munition zu schmuggeln. Später begann die Hamas jedoch, die unterirdischen Gänge für ihre Raketenangriffe auf Israel zu nutzen. Seit Beginn des Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen entdeckte die Armee auch immer wieder unter Krankenhäusern Zugänge zu dem Tunnelsystem. Die Armee vermutet zudem in den Tunneln die Spitzen der Hamas und von ihr verschleppte Geiseln.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP