Explosion in Beirut Israel führt Vergeltungsschlag gegen Hisbollah durch
30.07.2024, 19:19 Uhr Artikel anhören
Israel führt nach eigenen Angaben einen Vergeltungsschlag für den Angriff auf die Golan-Höhen durch. Es habe einen Angriff in Beirut auf einen Hisbollah-Kommandeur gegeben, der für den Beschuss der Golan-Höhen verantwortlich sei, teilt das Militär mit.
Drei Tage nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hat Israel in der libanesischen Hauptstadt Beirut einen "gezielten Angriff" auf einen Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah durchgeführt. Das berichtete die israelische Armee. Zuvor war im Süden Beiruts eine Explosion zu hören. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll dabei eine Frau getötet worden sein. Zudem seien sieben Menschen verletzt worden. Die Hisbollah selbst behauptet, dass bei dem Angriff zwei Menschen ums Leben gekommen seien. Insidern zufolge hatte der Angriff den Leiter der Operationszentrale der Hisbollah, Muhsin "Fuad" Shukr, zum Ziel. In Sicherheitskreisen hieß es, er habe den Angriff überlebt.
Er soll enger Berater von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sein und zu den höchsten Militärkommandeuren in der Bewegung zählen. Er ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah. Seit 2017 wird er außerdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht.
Gebäude stürzt teils ein
Der Kommandeur sei für den Tod der bei dem Raketenangriff auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams getroffenen Kinder und Jugendlichen sowie weiterer israelischer Zivilisten verantwortlich, hieß es aus israelischen Militärkreisen. Der Angriff traf ein Wohnhaus neben einem Krankenhaus und brachte die Hälfte des Gebäudes zum Einsturz. Das Krankenhaus wurde leicht beschädigt, die umliegenden Straßen waren mit Trümmern und Glasscherben übersät. Sanitäter trugen mehrere Verletzte aus den beschädigten Gebäuden.
Israels Verteidigungsminister Joav Galant reagierte auf der Online-Plattform X und schrieb: "Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten." Bereits am Nachmittag war bei einem Raketenangriff auf den Norden Israels nach Angaben von Rettungskräften ein Zivilist getötet worden. Zuvor hatte es in Ortschaften an der Grenze zum Libanon Raketenalarm gegeben.
Wie im TV zu sehen war, riefen Menschen auf der Straße: "Gott segne Nasrallah." Andere riefen: "Netanjahu wird den Preis dafür zahlen." Augenzeugen berichtete, dass der Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude zielte. Demnach sei das Obergeschoss getroffen worden.
Zwölf Kinder und Jugendliche sterben auf Golanhöhen
Nachdem am Samstag bei einem Raketenangriff in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren getötet wurden, hatte die israelische Regierung einen Vergeltungsschlag angekündigt. Sie macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich. Die Schiitenmiliz wies die Schuld von sich. Sie habe mit dem Angriff nichts zu tun, erklärte sie mehrmals.
Bereits seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas: Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es auch in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt. Sowohl in Israel als auch im Libanon kamen zahlreiche Zivilisten ums Leben. Zehntausende Anwohner verließen auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.
Quelle: ntv.de, als/dpa/rts/AP