Große Trauer um Nasrallah Israel greift Libanon an - kurz vor Beerdigung von Hisbollah-Chef
23.02.2025, 13:23 Uhr Artikel anhören
Trauernde auf dem Weg zur Beerdigungsprozession in Beirut.
(Foto: dpa)
Die israelische Armee attackiert nach eigenen Angaben Hisbollah-Stellungen im Libanon. In dem Land trauern Zehntausende Anhänger der Miliz um dessen getöteten Anführer Nasrallah. Auch im Westjordanland sind israelische Soldaten im Einsatz.
Israelische Kampfjets haben nach libanesischen Medienberichten Ziele nahe der libanesischen Küstenstadt Tyrus sowie im Osten des Libanons beschossen. Die Staatsagentur NNA berichtete, ein syrisches Mädchen sei verletzt worden. Berichte über Tote gab es zunächst nicht.
Die israelische Armee teilte mit, ein militärischer Posten der libanesischen Hisbollah-Miliz sei angegriffen worden. Geheimdienste hätten dort Raketenabschussrampen, Waffen und "Hisbollah-Aktivitäten" identifiziert.
Außerdem seien im Süden des Libanons mehrere Raketenabschussrampen beschossen worden, die eine "unmittelbare Bedrohung für israelische Zivilisten" dargestellt hätten. Diese Aktivitäten der Hisbollah seien ein Verstoß gegen die Waffenruhe. Diese gilt seit Ende November. Israel flog seitdem mehrfach Luftangriffe und die Armee betonte auch jetzt, dass sie weiter gegen jede Bedrohung vorgehen werde.
Zehntausende trauern um Nasrallah
Die Angriffe erfolgten kurz vor der Beerdigung des von Israel getöteten Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah. Zehntausende Anhänger der Miliz versammelten sich südlich von Beirut zu der Trauerfeier. Viele reisten aus dem Süden und Osten des Landes an, wo die schiitische Organisation viele Unterstützer hat. Die Menschen waren schwarz gekleidet und schwenkten die gelben Flaggen der Hisbollah.
Die Zeremonie findet rund fünf Monate, nachdem das israelische Militär den Hisbollah-Chef in einem Beiruter Vorort bei einem Luftangriff getötet hatte, statt. Wenige Tage später tötete Israel auch den als Nachfolger gehandelten Funktionär Safi al-Din. Auch um ihn soll bei der Zeremonie getrauert werden. Nasrallah stand mehr als 30 Jahre an der Spitze der Miliz. Die Gedenkfeier ist auch eine Gelegenheit für die Hisbollah, sich als mächtig zu inszenieren.
Israel weitet Einsatz im Westjordanland aus
Anschließend sollte Nasrallah im Rahmen einer Prozession im Beiruter Vorort Burdsch al-Baradschne begraben werden. Die Hisbollah will dort einen Schrein für ihn errichten. Safi al-Dins Grab liegt in seiner Heimatstadt Dair Kanun im Südlibanon.
Die israelische Armee kündigte unterdessen auch die Ausweitung ihres Einsatzes im Westjordanland an und verlegte eine Panzereinheit in die Stadt Dschenin. Die israelischen Streitkräfte, der Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Grenzpolizei führten ihren "Anti-Terror-Einsatz" im Westjordanland fort und weiteten "offensive Aktivitäten in dem Gebiet aus", erklärte die Armee. Verteidigungsminister Israel Katz kündigte an, die Armee werde "im Verlauf des kommenden Jahres" in einigen Flüchtlingssiedlungen des Palästinensergebiets bleiben.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte den Einsatz in Dschenin am Freitag angeordnet, nachdem zuvor Bomben in drei Bussen nahe Tel Aviv explodiert waren. Bereits im Januar hatte die israelische Armee eine große Offensive im Westjordanland mit dem Ziel gestartet, militante Palästinensergruppen aus dem Bereich Dschenin zu vertreiben. Die Stadt und die angrenzende Flüchtlingssiedlung sind als Hochburgen palästinensischer Milizen bekannt.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/AFP