Politik

Angriff nach Evakuierungsaufruf Israel nimmt Hisbollah-Gebäude in Beirut ins Visier

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Rettungskräfte löschen ein Feuer nach dem Angriff.

Rettungskräfte löschen ein Feuer nach dem Angriff.

(Foto: AFP)

Israel fordert Einwohner eines Teils von Beirut zur Evakuierung auf. Kurz danach erfolgt ein Angriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt. Ziel des Luftschlags sollen den Angaben der Armee zufolge Einrichtungen der Hisbollah sein. Opfer soll es jedoch keine gegeben haben.

Die israelische Luftwaffe hat nach Angaben eines Militärsprechers ein Gebäude in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Dort seien Präzisionsraketen der proiranischen Hisbollah-Miliz gelagert gewesen, hieß es. Die Lagerung von Raketen dort stelle einen eklatanten Verstoß gegen die Vereinbarungen zwischen Israel und dem Libanon dar, so der Sprecher. Die gelagerten Raketen hätten eine "bedeutende Bedrohung für den Staat Israel" dargestellt, erklärte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu.

Libanesischen Medienberichten zufolge wurden drei Raketen auf einen Hangar abgefeuert, wo nach den Raketeneinschlägen ein Feuer ausbrach und Rauch aufstieg. Dem Luftangriff war eine israelische Warnung in arabischer Sprache an die Bevölkerung in dem Angriffsgebiet vorausgegangen. Es handelte sich um den ersten derartigen Warnhinweis, seit Israel Anfang April ein von der Hisbollah kontrolliertes Gebiet in Beirut angegriffen hatte. Dabei waren vier Menschen getötet worden. Nach ersten libanesischen Angaben kamen bei dem Angriff am heutigen Sonntag keine Menschen ums Leben. Es sei aber großer Sachschaden entstanden.

Der libanesische Präsident Joseph Aoun verurteilte den Angriff. Er rief Frankreich und die USA auf, ihrer Verantwortung als Vermittler der Waffenruhe gerecht zu werden und Israel dazu zu bringen, seine Angriffe "sofort" einzustellen. Netanjahus Büro erklärte dagegen, die libanesische Regierung trage die "direkte Verantwortung" dafür, Bedrohungen durch die Hisbollah zu verhindern. "Israel wird es der Hisbollah nicht erlauben, stärker zu werden und von irgendwo im Libanon aus irgendeine Bedrohung darzustellen."

Die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, schrieb auf X, der Angriff auf die südlichen Vororte Beiruts habe Panik und Angst vor neuer Gewalt bei den Menschen ausgelöst. Diese wünschten sich verzweifelt eine Rückkehr zur Normalität. "Wir fordern alle Seiten dringend auf, alle Maßnahmen einzustellen, die das Abkommen über die Einstellung der Feindseligkeiten und die Umsetzung der Resolution 1701 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen weiter untergraben könnten."

Fragile Waffenruhe

Israelischen Medienberichten zufolge handelte es sich um den dritten israelischen Luftangriff in Beirut seit Inkrafttreten der Feuerpause im Libanon im vergangenen November. Trotz der Waffenruhe greifen die israelischen Streitkräfte immer wieder Ziele im Libanon an. Die israelische Armee nimmt dabei nach eigenen Angaben Kämpfer und Infrastruktur der pro-iranischen Miliz ins Visier. Seit dem Beginn der Waffenruhe gab es auch Raketenangriffe aus dem Libanon auf Israel, für die sich niemand verantwortlich erklärte.

Die vom Iran unterstützte Hisbollah hatte unmittelbar nach dem Beginn des durch den Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ausgelösten Gaza-Krieges im Oktober 2023 mit verstärktem Raketenbeschuss auf Israel begonnen. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen auf Ziele im Libanon und schließlich mit einer Bodenoffensive. Am 27. November vergangenen Jahres trat eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah in Kraft.

Inzwischen ist die Hisbollah stark geschwächt. Die Miliz hatte sich mit Irans Hilfe im Libanon zu einem Staat im Staate entwickelt und übte bislang bedeutenden Einfluss auf sämtliche Sektoren im Land aus. Die libanesische Hisbollah ist der wichtigste nicht staatliche Verbündete des Iran.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen