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Terrorvorwurf gegen 190 UN-Leute Israel verlangt Rücktritt von UNRWA-Chef

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Einer der größten Israelkritiker innerhalb der UN steht selbst in der Kritik: UNRWA-Chef Lazzarini sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Einer der größten Israelkritiker innerhalb der UN steht selbst in der Kritik: UNRWA-Chef Lazzarini sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Der Skandal um die Verquickung des Palästinenserhilfswerks mit Terrororganisationen im Gaza-Streifen weitet sich aus. Ein israelisches Dossier kommt auf 190 UN-Mitarbeiter, die Mitglied bei der Hamas oder dem Islamischen Dschihad sein sollen. Israel fordert den Rücktritt von UNRWA-Chef Lazzarini.

Der israelische Außenminister Israel Katz fordert den Rücktritt des Leiters des UN-Flüchtlingshilfswerks für Palästinenser (UNRWA). "Ich habe soeben die Treffen von UNRWA-Chef Philippe Lazzarini mit Beamten des israelischen Außenministeriums abgesagt", erklärte er. UNRWA-Mitarbeiter seien an dem Überfall der Hamas vom 7. Oktober auf Israel beteiligt gewesen. "Lazzarini sollte daraus die Konsequenzen ziehen und zurücktreten. Unterstützer des Terrorismus sind hier nicht willkommen."

Der israelische Geheimdienst wirft rund 190 Mitarbeitern des Palästinenser-Hilfswerks vor, den radikal-islamischen Organisationen Hamas oder Islamischer Dschihad anzugehören. Das geht aus einem sechs Seiten umfassenden Dossier des Geheimdienstes hervor, das Reuters vorliegt. In dem auf Hebräisch abgefassten Bericht werden elf Beschuldigte namentlich genannt sowie Fotos von ihnen abgebildet. Einigen wird vorgeworfen, an dem Überfall der Hamas auf israelisches Grenzgebiet am 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein, bei dem nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet und rund 250 entführt wurden.

Bei einem der elf namentlich genannten Beschuldigten handelt es sich dem Dossier zufolge etwa um einen Mitarbeiter einer Schule, der seinem Sohn bei der Entführung einer israelischen Geisel geholfen haben soll. Weitere Details werden nicht genannt. Einem UNRWA-Sozialarbeiter wird unter anderem vorgeworfen, Bewegungen der von den Angreifern benutzten Wagen sowie den Waffennachschub koordiniert zu haben. Ein dritter Palästinenser wird in dem Schriftsatz beschuldigt, am Überfall auf ein Rave-Festival beteiligt gewesen zu sein. Dabei sollen über 360 Feiernde getötet worden sein.

Terror-Infrastruktur bewusst in UN-Einrichtungen platziert

"Anhand von nachrichtendienstlichen Informationen, Dokumenten und Ausweisen, die während der Kämpfe beschlagnahmt wurden, ist es nun möglich, rund 190 Hamas- und Islamischer-Dschihad-Terroristen zu identifizieren, die als UNRWA-Mitarbeiter tätig sind", heißt es in dem Dossier. Demnach soll die Hamas "ihre terroristische Infrastruktur methodisch und bewusst in einer Vielzahl von UN-Einrichtungen und -Vermögenswerten", einschließlich Schulen, installiert haben. Die Hamas bestreitet dies.

Das Dossier wurde Reuters von einem Informanten vorgelegt, dessen Name und Nationalität nicht genannt werden können. Der Informant gab an, das Dossier sei vom israelischen Geheimdienst zusammengestellt und den Vereinigten Staaten übermittelt worden. Palästinenser werfen Israel vor, Informationen gefälscht zu haben, um das UNRWA zu diskreditieren. Das Hilfswerk selbst hat wegen der Vorwürfe einige seiner Mitarbeiter entlassen.

Eine Sprecherin sagte auf Anfrage, sie könne sich aufgrund der laufenden UN-Ermittlungen wegen der Vorwürfe nicht zu dem Dossier äußern. Über zehn Länder, darunter die Vereinigten Staaten und Deutschland, haben ihre Finanzierung des Hilfswerks wegen der Anschuldigungen eingestellt. Über die Hälfte der 2,3 Millionen Einwohner im Gazastreifen ist auf UNRWA-Hilfen angewiesen.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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