Vor Eröffnung der US-Botschaft Israel verstärkt Truppen an Grenzen
12.05.2018, 22:34 Uhr
Die Tore zur Westbank werden extra bewacht.
(Foto: AP)
In Israel wächst die Anspannung vor dem Beginn der Woche, denn dann eröffnen die USA ihre Botschaft in Jerusalem. Aus Angst vor Ausschreitungen verstärkt die Armee nun ihre Kräfte an den Grenzen zu den palästinensischen Gebieten.
Angesichts der zu erwartenden Proteste von Palästinensern will die israelische Armee anlässlich der Eröffnung der neuen US-Botschaft in Jerusalem ihre Truppenzahl rund um den Gazastreifen und im Westjordanland nahezu verdoppeln. Kommende Woche würden dort drei zusätzliche Infanterie-Brigaden stationiert, teilte ein Armeesprecher mit. Zwei Brigaden werden demnach die Absicherung des Gazastreifens verstärken und die dritte den Einsatz im Westjordanland.
Ost-Jerusalem ist von der Ankündigung nicht betroffen, da dort die israelische Polizei zuständig ist. Die neue US-Botschaft wird am Montag eingeweiht. US-Präsident Donald Trump hatte Anfang Dezember mit seiner Ankündigung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen und die US-Botschaft von Tel Aviv dorthin zu verlegen, wütende Proteste der Palästinenser ausgelöst.
An der Einweihungszeremonie wird der US-Präsident nicht teilnehmen, dafür aber seine Tochter und Beraterin Ivanka Trump und deren Mann Jared Kushner. Außerdem will Trump per Videoschaltung eine Rede bei der Veranstaltung halten.
Große Demos erwartet
Der endgültige Status Jerusalems ist einer der größten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel besetzten und 1980 annektierten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt des von ihnen angestrebten eigenen Staates.
Am Dienstag jährt sich überdies zum 70. Mal die Nakba (deutsch: Katastrophe oder Unglück). An diesem Tag erinnern die Palästinenser an die Vertreibung und Flucht von rund 760.000 Landsleuten, die 1948 auf die Gründung des Staats Israel folgten.
Es wird damit gerechnet, dass am Montag zehntausende Palästinenser an der Grenze des Gazastreifens demonstrieren. Die dort herrschende radikalislamische Hamas hatte die Palästinenser in den vergangenen Tagen ermutigt, die Grenzanlage zu überwinden.
Seit Ende März hat die israelische Armee bei den vielfach gewalttätigen Protesten am Gazastreifen gegen Vertreibung und Landnahme bereits 54 Palästinenser erschossen. Das neueste Todesopfer wurde am Samstag gemeldet. Ein am Freitag durch Schüsse israelischer Soldaten verletzter 15-jähriger Palästinenser sei seinen Verletzungen erlegen, teilte das Gesundheitsministerium im Gazastreifen mit. Der Jugendliche war demnach bei Protesten nahe Rafah im Süden des Palästinensergebietes getroffen worden.
Auch US-Botschaften wappnen sich
Am Samstag verkündete die israelische Armee überdies die Schließung des einzigen Warenübergangs in den Gazastreifen, Kerem Schalom, weil dieser bei den Protesten vom Freitag schwer beschädigt worden sei.
Außerdem beschoss die israelische Armee am Samstag einen mutmaßlichen Schmuggeltunnel der Hamas im Norden des Gazastreifens. An dem fast einen Kilometer langen Tunnel sei monatelang gegraben worden, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus. Israelische Kampfflugzeuge hätten ihn nun an zwölf Stellen beschossen. Verletzte oder Todesopfer wurden zunächst nicht gemeldet.
Das US-Außenministerium hat einem Bericht zufolge schon Wochen vor der geplanten Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem am Montag die Sicherheit an seinen Vertretungen in der islamischen Welt verstärkt. Demnach rechnet die US-Regierung mit Protesten gegen den Umzug sowie Ausschreitungen, wie der Sender CNN unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Beamten berichtete. Die Lage in Nahost hatte sich zuletzt auch wegen des Ausstiegs der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran zugespitzt.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP/dpa