Armee erobert Dschabalia Israel will Bodenoffensive ausweiten
19.12.2023, 23:08 Uhr Artikel anhören
Eigenen Angaben zufolge hat das israelische Militär die hart umkämpfte Stadt Dschabalia erobert.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Ein Großteil des Gazastreifens ist zerstört, mehr als 80 Prozent der palästinensischen Bevölkerung befindet sich auf der Flucht. Nun meldet das israelische Militär die Eroberung der Stadt Dschabalia im Norden des Gazastreifens - und plant wohl eine weitere Ausdehnung der Bodenoffensive.
Israel Verteidigungsminister Joav Galant will Berichten zufolge die israelische Bodenoffensive auf weitere Gebiete im Gazastreifen ausweiten. Welche Orte er genau meinte, sagte Galant nach Angaben israelischer Medien nicht. Die "Times of Israel" spekulierte, er könne damit das Zentrum des Gazastreifens oder die Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets meinen, in der sich auch der Grenzübergang zu Ägypten befindet. Chan Junis im Süden des Gazastreifens sei zur "neuen Hauptstadt des Terrors" geworden, sagte Galant den Berichten zufolge weiter.
Zudem hat Israels Armee nach eigener Darstellung die zuvor heftig umkämpfte Hamas-Hochburg Dschabalia im Norden des Gazastreifens erobert. Seine Division habe "die operative Kontrolle" über den Ort erlangt, teilte Itzik Cohen, ranghoher Kommandeur des israelischen Militärs laut einer Presseerklärung mit. Soldaten hätten bei Gefechten in Dschabalia "hunderte Terroristen getötet". Außerdem hätten sich dort 500 Terrorverdächtige ergeben. Einige davon seien an dem Massaker in Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen. Die Armee zerstörte eigenen Angaben zufolge unter anderem Kommandozentralen und Produktionsstätten für Raketen in der Gegend.
Das Flüchtlingsviertel in Dschabalia gilt als wichtiger Stützpunkt der islamistischen Terrororganisation Hamas. Die Hamas-Behörde teilte mit, bei den israelischen Attacken auf Dschabalia seien mindestens 13 Palästinenser ums Leben gekommen. Am Montag hatte sie 110 Tote durch israelische Luftangriffe auf dortige Wohnhäuser gemeldet. Die Angaben des israelischen Militärs und der Hamas-Behörde ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
"Humanitäre Katastrophe" im Gazastreifen
Die USA drängen gleichwohl auf eine Abschwächung der Bodenoffensive im Gazastreifen. So hatte die US-Regierung Israel jüngst mitgeteilt, dass sie einen Übergang von der Bodenoffensive mit "hoher Intensität" zu "gezielteren" militärischen Einsätzen erwarte.
Hilfsorganisationen sprechen bereits seit Wochen von einer "humanitären Katastrophe". Nach Angaben des UN-Hilfswerks für Palästinenser UNRWA sind innerhalb des Gazastreifens fast 1,9 der 2,2 Millionen Menschen auf der Flucht - mehr als 80 Prozent der Bevölkerung. In dem Krieg wurden nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 19.600 Menschen getötet.
Auslöser der Bombardierung des Gazastreifens durch Israel und der darauf folgenden Bodenoffensive war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, bei dem Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober mehr als 1200 Menschen ermordeten.
Quelle: ntv.de, mes/dpa