Lapid rechnet mit zehn Prozent Israel will russische Gaslieferungen ersetzen
12.09.2022, 16:54 Uhr
Israels Regierungschef Lapid zu Besuch im Kanzleramt.
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Bei seinem Besuch in Berlin verspricht Israels Regierungschef tatkräftige Hilfe gegen den Gasengpass in der EU. Zehn Prozent der russischen Ausfälle könne man auffangen, möglicherweise schon im nächsten Jahr, sagt Lapid - und lobt den Kanzler für seine klare Linie zum Holocaust.
Israel will nach Worten des Regierungschefs Jair Lapid zur Linderung der Energiekrise in Europa beitragen. "Wir können vielleicht Gasexporte nach Europa erhöhen, hoffentlich wird das nächstes Jahr möglich sein", sagte Lapid bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin.
Israel und Ägypten hatten im Juni in Kairo im Beisein von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Absichtserklärung über die Lieferung von verflüssigtem Gas nach Europa unterzeichnet. Israel soll demnach Gas ins benachbarte Ägypten liefern, das dort verflüssigt und mit Tankern nach Europa exportiert werden soll. Lapid sprach von einem "Teil der Bemühungen, russische Gaslieferungen nach Europa zu ersetzen". Israel könne aktuell etwa zehn Prozent des russischen Gases ersetzen. Außerdem habe Israel den Vorteil vieler Startups im Bereich der erneuerbaren Energien, sagte der Ministerpräsident.
Lapid lobte auch das Verhalten von Scholz nach Holocaust-Äußerungen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Es sei offensichtlich gewesen, dass Scholz von den Äußerungen überrascht worden sei, sagte Lapid nach dem Treffen mit Scholz. "Ich habe dem Bundeskanzler gedankt, dass er danach reagiert hat auf das, was Abbas gesagt hat." Lapid fügte an: "Wir schätzen, dass er das so eindeutig gesagt hat."
"Palästinensische Seite zu mehr Demokratie auffordern"
Abbas hatte Israel im vergangenen Monat bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Scholz einen vielfachen "Holocaust" an den Palästinensern vorgeworfen und damit Empörung ausgelöst. Er hatte gesagt: "Israel hat seit 1947 bis zum heutigen Tag 50 Massaker in 50 palästinensischen Orten begangen. 50 Massaker, 50 Holocausts." Der Kanzler erwiderte in der Pressekonferenz nichts darauf und distanzierte sich erst später deutlich. Das wurde von vielen als zu spät kritisiert.
Zu dem Eklat sagte Scholz: "Das ist ganz klar, dass wir die palästinensische Seite auffordern, dass sie den Weg freimacht für eine demokratische Entwicklung und eine gute Entwicklung, die eine Zwei-Staaten-Lösung überhaupt eröffnet." Deshalb sei es zentral, dass solche Äußerungen nicht mehr gemacht werden. Darauf werde man weiter bestehen. Jede Relativierung des Holocaust sei inakzeptabel, und man werde sie nicht hinnehmen. "Sie ist auch ein Verbrechen gegenüber den Opfern der Schoah, die so viel Leid erfahren haben."
"Was Präsident Abbas gesagt hat, war abscheulich, war respektlos und schrecklich, einfach nur furchtbar", sagte Lapid. "Der Holocaust kann mit nichts verglichen werden." Er sei besorgt, dass diese Ausdrucksweise sich nicht nur in Abbas' Äußerungen in Deutschland finde, sondern auch in palästinensischen Schulbüchern. "Dieses schreckliche Schüren von Hass wird den Kindern beigebracht", sagte Lapid. "Das muss die zivilisierte Welt angehen."
Quelle: ntv.de, mau/dpa