Ärzte ohne Grenzen besorgt Israelische Soldaten sollen Klinik in Dschenin blockieren
29.11.2023, 11:18 Uhr Artikel anhören
Palästinenser in Dschenin betrachten am Wochenende die Schäden nach einer israelischen Razzia.
(Foto: REUTERS)
Die israelische Armee spricht von einem "Anti-Terror-Einsatz": In Dschenin sollen dabei mehrere Menschen verletzt worden sein. Auch eine Klinik ist offenbar blockiert worden. Der Präsident von Ärzte ohne Grenzen kann ein Krankenhaus in der Nacht nicht verlassen.
Bei einem größeren israelischen Militäreinsatz in der Stadt Dschenin im nördlichen Westjordanland (zur Karte) sind nach Medienberichten mehrere Menschen verletzt worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtet, israelische Soldaten blockierten in der Stadt ein Krankenhaus. Augenzeugen zufolge kontrollierten sie auch Krankenwagen. Wafa berichtete außerdem, die Armee habe mit Bulldozern Infrastruktur in Dschenin zerstört und ein Haus mit Raketen angegriffen.
Der Präsident der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, Christos Christou, schrieb in der Nacht bei X, er befinde sich in einem Krankenhaus in Dschenin und könne dies wegen einer israelischen Blockade nicht verlassen. "Keiner der verletzten Patienten kann in das Krankenhaus kommen und wir können nicht zu diesen Menschen gelangen", sagte er. "Es gibt nichts Schlimmeres für einen Arzt, als zu wissen, dass es dort Menschen gibt, die unsere Hilfe brauchen, und sie nicht bekommen."
Ein israelischer Armeesprecher sagte lediglich, die Soldaten seien für einen "Anti-Terror-Einsatz" in Dschenin. Die Stadt ist eine Hochburg militanter Palästinenser. Auch in dem örtlichen Flüchtlingsviertel kommt es immer wieder zu Razzien der israelischen Armee. Israel wirft militanten Gruppierungen vor, Kliniken und Krankenwagen für Terrorziele zu missbrauchen.
Seit dem Angriff von Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober hat sich die Sicherheitslage in dem von Israel besetzten Westjordanland massiv verschlechtert. Bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten, aber auch Attacken von israelischen Siedlern wurden seither 231 Palästinenser getötet, wie das palästinensiche Gesundheitsministerium mitteilte. Seit Jahresbeginn wurden demnach im Westjordanland insgesamt schon 427 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa