Auch die Schweiz zieht mit "Jedes abgeschaltete AKW ist ein Erfolg"
29.12.2019, 11:36 Uhr
		                      Das Atomkraftwerk Philippsburg ist endgültig stillgelegt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der BUND-Chef Bandt freut sich über die Abschaltung des Atomkraftwerkes Philippsburg. Gleichzeitig fordert er die Bundesregierung auf, den Atomausstieg voranzubringen. Tage zuvor, wird erstmals in der Schweiz ein Atomkraftwerk stillgelegt.
Die Umweltschutzorganisation BUND fordert die Bundesregierung nach dem Abschalten des Akw Philippsburg auf, komplett aus der Atomenergie auszusteigen. Auch die aktuell noch unbefristet laufende Brennelementefabrik Lingen und die Urananreicherungsanlage Gronau müssten stillgelegt werden, forderte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. Die Organisation begrüßte, dass mit dem badischen Akw Philippsburg zum Jahresende "eines der störanfälligsten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz" gehe.
Das Kraftwerk Philippsburg sei mehr als dreißig Jahre gelaufen, obwohl es gegen geltende Sicherheitsanforderungen verstoßen habe. "Jedes abgeschaltete AKW ist ein Erfolg für den jahrzehntelangen Kampf gegen die gefährliche Atomkraft", sagte Brandt.
Galgenfrist für sechs AKW
Nach der Abschaltung von Philippsburg sind noch sechs Atomkraftwerke in Deutschland am Netz. Die Anlagen in Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen haben eine Betriebsgenehmigung bis Ende 2021, die Genehmigungen für Emsland, Neckarwestheim und Isar enden 2022.
Der Sprecher des Arbeitskreises Atom und Strahlenschutz beim BUND, Edo Günther, kritisierte, Atomkraft werde "als vorgeblicher Klimaretter immer wieder als Heilsbringer aus dem Hut gezaubert". Atomkraftwerke seien jedoch keine Lösung für den Klimaschutz. "Die unsichere Technik ist teuer, unwirtschaftlich und mitnichten CO2-neutral", so Günther. BUND-Chef Brandt betonte: "Was letztlich bleibt, ist die ungelöste Jahrtausendaufgabe der Lagerung." Das "strahlende Erbe" werde dabei "unfair und unsozial auf nachfolgende Generationen umgewälzt".
Auch die Schweiz macht ernst
Auch die Schweiz hatte nach der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 beschlossen, schrittweise aus der Atomkraft auszusteigen und die vier Atomkraftwerke des Landes zu schließen. Ein konkreter Zeitplan dafür wurde damals jedoch nicht festgelegt. Am vergangenen Freitag wurde nun erstmals in dem Land ein Atomkraftwerk endgültig stillgelegt.
Das in die Jahre gekommene AKW Mühleberg im Westen der Alpenrepublik wurde nach 47 Jahren im Dienst vom Netz genommen. Der von Umwelt- und Energieministerin Simonetta Sommaruga als "historisch" beschriebene Moment wurde live vom Schweizer Fernsehen übertragen.
2013 wurde die Betriebserlaubnis für Mühleberg auf unbegrenzte Zeit verlängert. Kurz darauf gab der Betreiber BKW jedoch die Stilllegung bekannt. Die Entscheidung sei nicht politisch motiviert gewesen, erklärte das Unternehmen. Vielmehr hätten sich hohe Investitionen in notwendige Nachrüstungen nicht mehr gelohnt.
Quelle: ntv.de, jaz/AFP