Präsidentschaftswahl in den USA Joe Biden verzichtet auf Kandidatur
21.10.2015, 18:28 Uhr
Im Rosengarten des Weißen Hauses gibt Joe Biden bekannt, dass er nicht als Kandidat der Demokraten zur Verfügung stehen wird.
(Foto: REUTERS)
US-Vizepräsident Joe Biden wird nicht bei der Präsidentschaftswahl 2016 antreten. Ihm fehle die Zeit, eine "realistische Präsidentschaftskampagne" zu führen. Allerdings kündigt er auch an: Er wolle sich weiterhin einmischen.
Nach monatelangen Spekulationen hat US-Vizepräsident Joe Biden seinen Verzicht auf eine Bewerbung bei der Präsidentschaftswahl 2016 erklärt. Biden sagte am Mittwoch im Rosengarten des Weißen Hauses, dass er sich nicht um die Kandidatur der Demokraten bemühen werde. Das Zeitfenster für eine "realistische Präsidentschaftskampagne" habe sich geschlossen, sagte der 72-Jährige, der mit seiner Frau Jill und Präsident Barack Obama vor die Kameras trat.
Der Vizepräsident erklärte, nach dem Tod seines ältesten Sohnes im Mai habe für ihn und seine Familie die Trauerarbeit Priorität gehabt. Beau Biden war im Alter von 46 Jahren an einem Hirntumor gestorben. Seine Familie sei nun zwar bereit für eine Präsidentschaftsbewerbung. "Leider glaube ich, dass wir nicht mehr die nötige Zeit haben, eine siegreiche Kampagne für die Nominierung auf die Beine zu stellen", sagte er.
Mit Bidens Verzicht scheint der Weg frei für Hillary Clinton. Die frühere Außenministerin und ehemalige First Lady führt in Umfragen klar vor dem linksgerichteten Senator Bernie Sanders. Weit abgeschlagen sind die Ex-Gouverneure Lincoln Chafee und Martin O'Malley. Der frühere Senator Jim Webb zog sich am Dienstag bereits aus dem Rennen zurück.
Biden kündigte an, sich weiter in die aktuelle Politik einmischen zu wollen. "Obwohl ich kein Kandidat sein werde, werde ich mich klar und deutlich zu Wort melden, wo wir als Partei stehen und wohin wir als Nation gehen müssen", sagte er. Biden rief die Demokraten auf, das politische Erbe der Obama-Regierung "zu verteidigen und zu schützen". Außerdem warnte er vor der wachsenden sozialen Ungleichheit in den Vereinigten Staaten, die zu einer Gefahr für die gesellschaftliche Stabilität werde.
Biden ist seit mehr als vier Jahrzehnten eine feste Größe in der Washingtoner Politik. Im Alter von 29 Jahren wurde er im November 1972 im Bundesstaat Delaware zum Senator gewählt. In der Kongresskammer leitete er unter anderem den Justizausschuss und den Ausschuss für Auswärtige Beziehungen. Der Jurist kandidierte bereits zwei Mal für die Präsidentschaftswahl.
Im Kampf um die demokratische Nominierung für die Präsidentschaftswahl 1988 warf er nach nur drei Monaten wegen einer Plagiatsaffäre hin. Im Wahlkampf 2008 stieg Biden nach dem schlechten Abschneiden bei der ersten Vorwahl in Iowa aus, Obama machte ihn aber zu seinem Vizepräsidenten. Im Privatleben musste Biden schwere Schicksalsschläge verkraften. Wenige Wochen nach seiner Wahl in den Senat 1972 starben seine Frau und seine kleine Tochter bei einem Autounfall, die zwei Söhne überlebten schwer verletzt. Nach dem Tod seines Sohnes im Mai berichtete die "New York Times", dass Beau Biden seinen Vater auf dem Sterbebett zu einer erneuten Präsidentschaftsbewerbung ermutigt haben soll.
In den vergangenen Wochen und Monaten durchleuchteten die US-Medien fast jeden öffentlichen Auftritt Bidens nach möglichen Anzeichen für ein Antreten. Allerdings lief ihm die Zeit davon, den Rückstand gegenüber Clinton beim Aufbau eines schlagkräftigen Wahlkampfteams und beim Sammeln von Spendengeldern aufzuholen. Die Präsidentschaftswahl findet am 8. November 2016 statt. Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Beide Parteien bestimmen ab Anfang Februar kommenden Jahres in Vorwahlen ihre Kandidaten, die auf Parteitagen im Juli offiziell gekürt werden. Bei den Republikanern zeichnet sich ein enges Rennen ab, derzeit führt in Umfragen der Geschäftsmann Donald Trump.
Quelle: ntv.de, kpi/AFP