Debatte um Sport und Umkleiden Johnson gegen gleiche Rechte für Transfrauen
06.04.2022, 22:14 Uhr
"Komplexe Probleme": Boris Johnson bezieht im britischen Transgender-Streit Position.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Sollen Transfrauen bei Wettkämpfen als Frauen antreten können? Der britische Premier meint: Nein. Auch bei Umkleidekabinen oder Krankenhäusern sollte biologisch männlichen Personen der Zutritt zum Frauentrakt verwehrt werden, meint Johnson. Das Thema ist im Königreich heiß umstritten.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich gegen die Gleichbehandlung von Transfrauen und Frauen im öffentlichen Leben ausgesprochen. "Ich finde nicht, dass biologisch männliche Personen bei Sportturnieren für Frauen antreten sollten", sagte Johnson beim Besuch eines Krankenhauses in einer Kleinstadt nördlich von London. Er fügte hinzu: "Vielleicht ist das eine kontroverse Sache, aber für mich wirkt das einfach vernünftig." Ebenso sei er der Meinung, dass Frauen Räume für sich haben sollten, fuhr Johnson fort. Als Beispiele nannte er Krankenhäuser, Gefängnisse und Umkleiden.
Er betonte, das bedeute nicht, dass er nicht immense Sympathien für Menschen habe, die ihr Geschlecht ändern wollten. "Es ist von zentraler Bedeutung, dass wir den Menschen die maximale Liebe und Unterstützung geben, um diese Entscheidungen zu treffen", so der Premier. Es handle sich aber um komplexe Probleme, die nicht leicht gelöst werden könnten.
Sportlerinnen verlangen wissenschaftliche Beweise
Die Äußerung kommt wenige Tage nachdem eine transsexuelle britische Bahnradsportlerin vom internationalen Verband ihres Sports an der Teilnahme an einem Wettbewerb in Großbritannien ausgeschlossen wurde. Die 21-jährige Emily Bridges hatte im vergangenen Jahr eine Hormontherapie begonnen und von ihrem britischen Verband grünes Licht für die Teilnahme erhalten. Der Fall löste eine Debatte in Großbritannien aus.
Eine Gruppe von Eliteradsportlerinnen hatte zuvor in einem Brief mit Boykott gedroht und gefordert, die aktuellen Transgender-Regeln aufzuheben, es sei denn, der Verband könne "belastbare wissenschaftliche Beweise dafür vorlegen, dass die Regeln Fairness für weibliche Athleten sicherstellen", berichtete die BBC. Ein niedriger Testosteronspiegel allein reiche nicht aus, um männliche Vorteile beim Sport zu verhindern.
Die vom Rennen ausgeschlossene Transfrau Bridges schrieb in einer Erklärung, sie fühle sich "belästigt und dämonisiert", sie wolle einfach wieder Rennen fahren. Die britische Interessenvertretung Stonewall beklagte laut BBC einen pauschalen Ausschluss von Transmenschen, der immer unfair sei. Wissenschaftliche Befunde gebe es in diesem komplexen Feld noch nicht.
Quelle: ntv.de, mau/dpa