"Haltet euch an die Regeln" Johnson ist sauer auf die Briten
22.03.2020, 21:57 Uhr
Johnson versucht, seinen Landsleuten das Abstandhalten schmackhaft zu machen. Er äußerte sich bei einer Pressekonferenz am Regierungssitz Downing Street No. 10.
(Foto: AP)
In Großbritannien schnellen die Fallzahlen von Corona-Infizierten in die Höhe, auch die Zahl der Toten hat die Marke von 200 bereits überschritten. Die Menschen tummeln sich derweil in den Parks. Der Premier reagiert erbost.
Der britische Premier Boris Johnson hat scharfe Kritik an Briten geübt, die im Kampf gegen das Coronavirus die Anweisungen der Regierung ignorieren. "Ihr müsst zwei Meter Abstand voneinander halten", sagte Johnson in London. Andernfalls müssten härtere Maßnahmen ergriffen werden. Darüber werde die Regierung in den kommenden 24 Stunden "sehr aktiv" nachdenken, sagte er. Die Regierung hatte bereits zuvor nicht ausgeschlossen, dass Sperrzonen errichtet werden könnten.
Bei schönem Wetter waren am Sonntag etliche Menschen in den Parks der britischen Hauptstadt spazieren gegangen. Menschenmassen hielten sich auch im Snowdonia-Gebirge in Wales, an den Stränden Cornwalls im Südwesten Englands und in den Schottischen Highlands auf. Kritiker meinen die Regierung sei dafür mitverantwortlich, weil ihre Kommunikation nicht klar genug sei. So hatte Johnson die Leute zuvor einerseits aufgefordert in ihren Wohnungen zu bleiben, andererseits die große Bedeutung von Parks für die Volksgesundheit betont.
Währenddessen spitzt sich die Lage weiter zu. Ein Arzt sagte am Wochenende bei Sky News, er befürchte bald Entscheidungen über Leben und Tod treffen zu müssen. Einer der Gründe dafür ist, dass lediglich 5000 Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen. Kritiker sagen, das Gesundheitssystem, der National Health Service (NHS), sei in den vergangenen Jahren schlicht kaputt gespart worden.
Seit Samstag sind landesweit auch alle Bars, Restaurants und Cafés geschlossen, um die Ausbreitung des zuerst in China aufgetauchten Erregers etwas zu bremsen. Auch Nachtclubs, Theater, Kinos, Freizeitzentren sowie Sportstudios dürfen nicht mehr betrieben - und die beliebten Pubs. "Ich weiß, dass wir etwas Außergewöhnliches machen, wir nehmen das uralte und unveräußerliche Recht frei geborener Menschen, in den Pub zu gehen, weg", sagte Johnson.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa