Politik

Merkel sieht EM-Pläne skeptisch Johnson wirbt mit "beträchtlicher" Impfmauer

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Die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien sind mit dem Brexit nicht einfacher geworden. Premier Johnson und Bundeskanzlerin Merkel sind sich aber einig: Mit gutem Willen geht das schon. Beim EM-Finale unter dem Delta-Risiko driften die Meinungen aber doch auseinander.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem britischen Premierminister Boris Johnson versprochen, die strikten Einreisebeschränkungen für Großbritannien wegen der Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus bald zu lockern. Sie gehe davon aus, dass das Land "in wirklich absehbarer Zeit" vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet heruntergestuft wird, sagte sie nach einem Treffen mit Johnson auf dessen Landsitz in Chequers bei London.

Besorgt zeigte sie sich allerdings über die geplante Austragung der Halbfinalspiele und des Finales der Fußball-Europameisterschaft im Londoner Wembley-Stadion vor 45.000 beziehungsweise 60.000 Zuschauern. Sie verwies darauf, dass bei den Spielen in München deutlich weniger Zuschauer zugelassen worden seien. "Die britische Regierung wird ihre Entscheidungen treffen. Aber ich bin sorgenvoll und skeptisch, ob das gut ist und nicht ein bisschen viel."

Johnson wies auf die weit fortgeschrittene Corona-Impfkampagne in Großbritannien hin. "Der entscheidende Punkt ist, dass wir hier im Vereinigten Königreich eine beträchtliche Mauer aufgebaut haben durch das Impfprogramm", sagte er.

Großbritannien hat derzeit die höchste Zahl an Corona-Neuinfektionen in Europa und ist von Deutschland als einziges europäisches Land neben Portugal als Virusvariantengebiet eingestuft. Das bedeutet, dass von dort keine britischen Staatsbürger ohne Wohnsitz in Deutschland von Fluggesellschaften, Bahn- oder Busunternehmen nach Deutschland befördert werden dürfen. Diejenigen, die einreisen dürfen, müssen für 14 Tage in Quarantäne - auch wenn sie vollständig geimpft oder genesen sind. Bei einer Herabstufung zum Hochinzidenzgebiet können sich die Reisenden durch einen Impf- oder Genesenen-Nachweis von der Quarantäne befreien oder sich nach fünf Tagen von der Quarantäne freitesten lassen.

Nordirland: Da geht es für Johnson um die Wurst

Zu dem anhaltenden Streit über die Umsetzung des sogenannten Nordirland-Protokolls im Brexit-Abkommen betonte Merkel, es müsse eine Lösung gefunden werden, die für alle Seiten akzeptabel sei. Im Hinblick auf das angespannte Verhältnis zwischen London und Brüssel mahnte sie Geduld an. Es brauche Zeit, bis sich die Beziehungen normalisierten. "Mit gutem Willen und Geduld können wir das klären", sagte auch Johnson über die Konflikte mit der EU.

Die EU war London erst vor wenigen Tagen in einem Streit um die Einfuhr von gekühlten Fleischprodukten nach Nordirland entgegen gekommen und hatte eine Übergangsfrist verlängert. Wegen abweichender Hygieneregeln hätten solche Produkte eigentlich von Juli an nicht mehr von England, Schottland und Wales nach Nordirland eingeführt werden dürfen. Nun gab es drei Monate Aufschub. "Stellen Sie sich vor, Bratwurst könnte nicht von Dortmund nach Düsseldorf gebracht werden. Das müssen wir wirklich klären", betonte Johnson.

Um größtmögliche Harmonie bemüht, ließ der britische Gastgeber Würstchen auf dem Menüplan für das gemeinsame Mittagessen in Chequers daher lieber außen vor: Serviert wurde stattdessen eine Tarte mit englischem Spargel, gefolgt von Rinderfilet aus Oxfordshire und einem Pudding-Törtchen mit Brombeereis. Das wahre Sahnehäubchen ihrer Reise wartete für Merkel jedoch erst nach dem Essen: Merkel reiste im Anschluss zu einer Audienz bei Queen Elizabeth II. nach Windsor weiter.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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