Politik

Lady Macbeth in Downing Street? Johnsons Frau wehrt sich gegen "brutale Kampage"

Eine "toxische Beziehung"? Carrie und Boris Johnson.

Eine "toxische Beziehung"? Carrie und Boris Johnson.

(Foto: picture alliance / empics)

Carrie Johnson beklagt eine Diskreditierungskampagne: Berichten zufolge hat die Frau des britischen Premiers einen gewaltigen Einfluss auf Boris Johnson. Auch soll sie hinter manchem Skandal stehen - was ihr unter anderem den Spitznamen "Carrie Antoinette" einbringt.

Der Fall ist auch für die britische Politik höchst ungewöhnlich: In einer öffentlichen Äußerung hat die Ehefrau des Premierministers Boris Johnson, Carrie Johnson, jede Einmischung in politische Entscheidungen bestritten. Die Vorwürfe, den Regierungschef zu beeinflussen, gehörten zu einer "brutalen Kampagne von Feinden ihres Ehemannes", ließ Carrie Johnson am Sonntagabend mitteilen. Dies sei der jüngste Versuch von verbitterten Ex-Amtsträgern, um sie zu diskreditieren.

Der frühere Schatzmeister der Konservativen Partei, Michael Ashcroft, hatte in einer nicht autorisierten Biografie, die am Wochenende erschien, Carrie Johnson scharf kritisiert und das Bild einer Lady Macbeth in der Downing Street gezeichnet. Die 33-Jährige halte Boris Johnson davon ab, Großbritannien "so effektiv zu regieren, wie es die Wähler verdienten", heißt es. Angeblich habe sie einen so großen Einfluss auf ihren Mann, dass Insider gesagt hätten: "Wenn sie einen nicht mag, kann das gewaltige Auswirkungen haben." Eine von Ashcroft zitierte Quelle verglich die "toxische" Beziehung der Johnsons mit einer griechischen Tragödie. Boris Johnsons "Potenzial, das Land zu verändern, wurde verschwendet - und so weit ich das beurteile, ist es ihretwegen".

Einer der gravierendsten Vorwürfe ist laut "Times" , dass Carrie Johnson das Handy ihres Mannes genutzt und in seinem Namen Textnachrichten verschickt haben soll. "Wir erkannten die unterschiedlichen Schreibweisen, weil sich der Stil änderte. Wir lernten herauszufinden, wann sie die Nachricht geschrieben hatte", soll ein Insider gesagt haben. In einer Textnachricht habe es beispielsweise geheißen, dass man die Unterstützung eines bestimmten Abgeordneten nicht brauche. "Wir realisierten dann, dass Boris die Nachricht nicht geschrieben haben konnte, weil er dem am nächsten Tag widersprach."

Carrie Johnson, die mit Boris Johnson zwei kleine Kinder hat, soll auch hinter der sogenannten Tapetenaffäre stecken, dem Wallpaper-Gate. So hatte sie sich offenbar über den "John-Lewis-Möbel-Alptraum" beschwert, den Johnson-Vorgängerin Theresa May in der Downing Street hinterlassen haben soll. Die Johnsons ließen daraufhin die Dienstwohnung für angeblich rund 112.000 Pfund komplett neu einrichten und dekorieren, unter anderem mit einer vergoldeten Tapete. Da britische Regierungschefs jährlich aber nur bis zu 30.000 Pfund öffentlicher Gelder für Renovierungsarbeiten beanspruchen dürfen, mussten sich die Johnsons andere Sponsoren suchen. Carrie Johnson soll diese Affäre den Spitznamen "Carrie Antoinette" eingebracht und den Premier viele Sympathien gekostet haben.

Wer veranlasste die Rettung der Tiere aus Kabul?

Auch in der sogenannten Partygate-Affäre wegen verbotener Feiern während des Lockdowns steht Carrie Johnson in der Kritik. Nach einem Medienbericht drang die Ehefrau des Premiers, die angeblich gerne feiert, im Juni 2020 auf ein Geburtstagsständchen sowie einen Kuchen für den Premier. Carrie Johnson, eine engagierte Tierschützerin, soll auch die Entscheidung beeinflusst haben, Tiere aus Kabul nach der Machtübernahme der Taliban nach Großbritannien zu transportieren - während Tausende Ortskräfte zurückbleiben mussten. Downing Street stritt allerdings ab, dass die Johnsons in die Rettung der Tiere involviert gewesen seien.

Berichten zufolge soll Carrie Johnson ihren Mann so beeinflusst haben, dass er seine Meinung änderte - oft auch über Nacht, wenn eine Frage schon geklärt gewesen sei. Auch würde Johnson seinen Mitarbeitern sagen, dass er bestimmte Dinge nicht machen könne, weil dies seine Frau verärgern würde.

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Inzwischen haben sich einige Unterstützer von Carrie Johnson zu Wort gemeldet und die Anschuldigungen als sexistisch kritisiert. Sarah Vine, die ehemalige Frau von Bauminister Michael Gove sieht "mehr als einen Hauch von Frauenfeindlichkeit" hinter den Berichten. Gesundheitsminister Sajid Javid forderte ein Ende der sexistischen Vorwürfe. "Auf Carrie Johnson zu zielen, ist würdelos, unfair und einfach falsch. Sie hat keine formelle Rolle in der Regierung." Und der ehemalige konservative Schatzkanzler George Osborne stellte fest: "Was auch immer die Mängel und Fehler der Regierung von Boris Johnson sind - oder ihre Erfolge - Boris Johnson ist für sie verantwortlich, nicht seine Frau Carrie. Lasst uns von diesem frauenfeindlichen Lady-Macbeth-Unsinn wegkommen."

Laut "Sunday Times" belasten die Vorwürfe Carrie Johnson. So soll sie ihren Mann gebeten haben, wegen des Drucks in der Party-Gate-Affäre zurückzutreten, und sei müde nach den ganzen Berichten. Johnson scheint dazu aber nicht bereit. Nur eine Panzerdivision, sagte er Verbündeten, könne ihn von seinem Amtssitz vertreiben.

Quelle: ntv.de, ghö

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