Noch keine offizielle Kandidatur Johnsons Umfeld meldet nötige Unterstützerzahl
22.10.2022, 17:16 Uhr
Der ehemalige britische Premier Johnson mit Rucksack am Londoner Flughafen Gatwick.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
Ob Boris Johnson sein eigener Nachfolger werden könnte, steht noch nicht fest. Insider aus dem Umfeld des zurückgetretenen britischen Skandal-Premiers lassen durchsickern, er habe die nötige Zahl an Unterstützern bereits beisammen. Seinen Karibik-Urlaub ließ er jedenfalls sausen.
Der nach zahlreichen Skandalen aus dem Amt geschiedene britische Ex-Premierminister Boris Johnson soll Berichten zufolge genügend Rückhalt in seiner Fraktion für eine erneute Kandidatur haben. Sowohl die BBC als auch der Sender Sky News berichteten am Nachmittag übereinstimmend unter Berufung auf eine Johnson nahestehende Insider-Quelle, dieser habe die Schwelle von 100 Unterstützern zusammen und könne damit antreten. Dies unterscheidet sich allerdings deutlich von den Zählungen der BBC und weiterer Medien, die auf bislang erst rund 50 öffentliche Unterstützer für Johnson kommen. Offiziell hat der 58-Jährige jedoch seine Kandidatur noch gar nicht erklärt.
Der Skandalpolitiker war am Morgen mit seiner Familie aus einem abgekürzten Karibikurlaub zurückgekehrt. Er hatte bislang nur Verbündete streuen lassen, er stehe bereit für eine Kandidatur. Um ins Rennen für den Spitzenjob zu gehen, benötigen Kandidaten den Rückhalt von mindestens 100 Parlamentariern. Noch bis Montagnachmittag können Nominierungen eingehen. Schaffen mehr als zwei Kandidaten die nötige Schwelle, soll bei Abstimmungen in der Fraktion der Kreis verkleinert werden. Gibt es danach noch zwei Finalisten, kann die Parteibasis im Laufe der Woche in einem Online-Votum abstimmen. Die Entscheidung könnte auch schon früher als Freitag fallen, falls sich ein Kandidat freiwillig zurückzieht.
Vor Truss-Plänen gewarnt: Ex-Finanzminister Sunak Favorit
Als Favorit gilt derzeit Ex-Finanzminister Rishi Sunak, der als erster möglicher Kandidat mehr als 100 konservative Abgeordnete hinter sich vereinen konnte. Auch er hatte jedoch bis zum Nachmittag seine Kandidatur noch nicht offiziell gemacht. Außerdem ist noch die für Parlamentsfragen zuständige Ministerin Penny Mordaunt im Rennen.
"Es sind schwierige Zeiten und wir brauchen eine Führung, die der Aufgabe gewachsen ist, deshalb unterstütze ich Rishi", sagte der frühere Vize-Premier Dominic Raab. Sunak habe einen klaren Plan, wieder finanzielle Stabilität in Großbritannien einkehren zu lassen und nach dem Chaos an den Finanzmärkten das Vertrauen in die britische Wirtschaft zurückzugewinnen.
Sunak wird von vielen zugute gehalten, dass er vor genau jenem Chaos, das die scheidende Premierministerin Liz Truss mit ihrer Wirtschaftspolitik an den Finanzmärkten ausgelöst hat, im Wahlkampf gegen sie gewarnt hat. Sunak war bereits bei seiner Kandidatur für die Nachfolge von Johnson der Favorit der Fraktion im Unterhaus, scheiterte aber gegen Truss bei der Abstimmung in der Parteibasis. Truss war am Donnerstag als Premierministerin mit der kürzesten Amtszeit jemals zurückgetreten, nachdem sich ihre Wirtschaftspolitik als unhaltbar erwiesen und sie zwei wichtige Kabinettskollegen verloren hatte.
Quelle: ntv.de, mau/dpa