Wollte von Prozess berichten Journalistin in Tschetschenien ins Krankenhaus geprügelt
04.07.2023, 11:20 Uhr Artikel anhören
Milaschina ist schon seit mehr als einem Jahrzehnt für die "Nowaja Gaseta" aktiv. (Archivbild)
(Foto: imago stock&people)
Für Investigativjournalisten ist Russland ein heißes Pflaster. In Tschetschenien will die preisgekrönte Reporterin der "Nowaja Gaseta", Elena Milaschina, über einen Prozess berichten. Auf dem Weg dorthin wird sie jedoch abgefangen und schwer misshandelt. Sie kommt in ein Krankenhaus.
Eine Investigativjournalistin der unabhängigen russischen Zeitung "Nowaja Gaseta" ist nach Angaben der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial in Tschetschenien zusammengeschlagen worden. Die Tschetschenien-Expertin Elena Milaschina sei nach ihrer Ankunft in der russischen Kaukasusrepublik attackiert worden, erklärte Memorial in Online-Netzwerken.
Der preisgekrönten Journalistin seien die Finger gebrochen worden, sie habe Prellungen "am ganzen Körper" und verliere von Zeit zu Zeit das Bewusstsein, hieß es weiter. Milaschina wurde demnach in ein Krankenhaus eingeliefert. Auch der Kopf wurde ihr teilweise geschoren und sie wurde mit grüner Farbe überschüttet.
Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks (BR) waren Milaschina und Anwalt Alexander Nemow nach Grosny gereist, um an der Urteilsverkündung im neuesten Prozess gegen Sarema Musajewa teilzunehmen, der Mutter des tschetschenischen Menschenrechtsanwalts Abubakar Jangulbajew. Im Januar 2022 entführten tschetschenische Sicherheitskräfte Musajewa im russischen Nischni Nowgorod und brachten sie nach Tschetschenien. Ihr wurde nach Angaben des russischen Exilmediums Medusa ein Angriff auf einen Polizisten vorgeworfen.
Auf dem Weg vom Flughafen in Grosny zum Gerichtssaal seien Milaschina und Nemow von maskierten Männern gestoppt und geschlagen worden. Sie sollen davor gewarnt worden sein, über den Prozess zu berichten: "Verschwindet und schreibt kein Wort." Nemow wurde laut BR in ein Bein gestochen, er soll kaum in der Lage sein zu sprechen und sich zu bewegen. Nach Angaben von Medusa sollen den beiden zudem ihre Handys abgenommen worden sein. Ihre Ausrüstung und Dokumente seien zerstört worden. Nemow habe dennoch vor, der Urteilsverkündung beizuwohnen, nachdem seine Wunde genäht wurde.
Quelle: ntv.de, als/AFP