SPD-Nachwuchs für Grunderbe Jusos fordern 60.000 Euro zum 18. Geburtstag
19.11.2023, 16:26 Uhr Artikel anhören
Auf dem Bundeskongress der Jusos wurde Philipp Türmer als neuer Vorsitzender des SPD-Nachwuchs gewählt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wie lässt sich soziale Ungleichheit wirksam bekämpfen? Die Jusos schlagen dafür ein Grunderbe vor: Jeder, der in Deutschland wohnt und das 18. Lebensjahr vollendet, soll 60.000 Euro bekommen. Für den milliardenschweren Vorschlag legt der SPD-Nachwuchs auch ein Finanzierungskonzept vor.
Die Jusos fordern ein Grunderbe in Höhe von 60.000 Euro für alle über 18-Jährigen. Für einen entsprechenden Antrag stimmte der SPD-Nachwuchs auf seinem Bundeskongress in Braunschweig. "Wir brauchen endlich eine konsequente Umverteilung von oben nach unten", sagte ein Delegierter. "Die wenigsten, die heute vermögend sind, haben dafür gearbeitet", sagte ein anderer.
Das Konzept der Jusos sieht eine bedingungslose Auszahlung von 60.000 Euro an jeden vor, der das 18. Lebensjahr vollendet und seinen Hauptwohnsitz in Deutschland hat - unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Die Verwendung des Grunderbes soll nicht zweckgebunden sein und die Auszahlung automatisch und ohne Antrag erfolgen.
Kosten: Pro Jahr 45 Milliarden Euro
Der finanzielle Aufwand wäre enorm - rund 45 Milliarden Euro pro Jahr soll das Grunderbe laut Jusos kosten. Die sehen es gelassen: Es müssten "nicht einmal 15 Prozent der rund 400 Milliarden Euro, die jährlich leistungslos vererbt werden, durch die Erbschaftsteuer eingenommen und umverteilt werden", heißt es im Antrag.
Finanziert werden soll das durch eine Reform der Erbschaftsteuer. Ab einem Freibetrag von einer Million Euro fordern die Jusos eine Erbschaftsteuer von zehn Prozent. Der Steuersatz solle dann stufenweise steigen: Die zweite Million solle mit 20 Prozent, die dritte Million mit 30 Prozent besteuert werden. Ab der neunten Million würde ein Spitzensteuersatz von 90 Prozent greifen.
Die Idee eines Grunderbes findet auch außerhalb der Jungsozialisten Anhänger. Der Ostbeauftragte Carsten Schneider hatte jüngst ein "Startkapital" von 20.000 Euro für alle 18-Jährigen in Deutschland gefordert. Laut "Tagesspiegel" will die SPD Mecklenburg-Vorpommern das Thema auch beim SPD-Bundesparteitag im Dezember debattieren.
Das Modell des Grunderbes war schon 2021 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) entwickelt worden. Den Wirtschaftsforschern zufolge könnte die Maßnahme je nach Ausgestaltung den Gini-Koeffizienten - also das Maß der ökonomischen Ungleichheit im Land - um fünf bis sieben Prozent senken. In kaum einem anderen Land der Eurozone ist die Vermögensungleichheit so groß wie in Deutschland. Nur in Österreich sind die Verhältnisse ähnlich ungleich.
Quelle: ntv.de, ses/dpa