Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Kadyrow droht mit Angriffen auf Städte - Kiew: Kriegsverluste "kolossal"

Kadyrow bei einer Lagebesprechung mit Untergebenen.

Kadyrow bei einer Lagebesprechung mit Untergebenen.

(Foto: REUTERS)

Während der ukrainische Präsident Selenskyj mit Moskaus Politik hart ins Gericht geht, schätzt sein Wirtschaftsminister die bisherigen Schäden durch den russischen Angriff. Tschetschenen-Machthaber Kadyrow droht mit weiteren Offensiven.

Kiew erwartet in Kürze Angriff im Osten

"Die russische Armee arbeitet weiter an ihrem Minimalplan Ostukraine", sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar in der Nacht, wie die Agentur Unian berichtete. Die Ukraine setze unterdessen ihre eigenen Vorbereitungen mit der Fortsetzung der Mobilmachung und der Ausbildung von Rekruten fort. Der ukrainische Generalstab erwartet derweil in Kürze einen neuen Vorstoß der russischen Streitkräfte zur vollständigen Eroberung der Ostukraine. Dazu würden aktuell neue Truppen aus anderen Landesteilen Russlands an die Grenzen herangeführt. Die Schwerpunkte der nächsten russischen Angriffe seien bei Charkiw und Slowjansk zu erwarten.

Kadyrow droht mit Angriffen auf Städte

Der enge Putin-Verbündete und Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, droht weitere Angriffe auf ukrainische Städte an. "Es wird eine Offensive geben ... nicht nur auf Mariupol, sondern auch auf andere Orte, Städte und Dörfer", sagte Kadyrow in einem Video, das auf seinem Telegram-Kanal veröffentlicht wurde. Erst werde man Luhansk und Donezk "vollständig befreien", danach Kiew und alle anderen Städte einnehmen.

Selenskyj: Russland kann Fehler nicht zugeben

Unterdessen ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit der russischen Politik hart ins Gericht gegangen. Während die Ukraine bemüht sei, "jeden Bastard, der unter russischer Flagge in unser Land gekommen ist und unsere Leute getötet hat", zur Rechenschaft zu bringen, versuche Russland, sich aus der Verantwortung zu stehlen, sagte Selenskyj in einer Videoansprache. "Was macht Russland? Was tun seine Beamten, seine Propagandisten und die einfachen Leute, die nur wiederholen, was sie im Fernsehen gehört haben", verwies Selenskyj auf die selektive Wahrheitsfindung der staatlich kontrollierten russischen Medien. "Sie rechtfertigen sich und dementieren. Sie weisen jede Verantwortung von sich. Sie lügen", sagte Selenskyj weiter.

Moskau hat zudem nach Meinung Selenskyjs nicht den Mut, seine fehlgeleitete Politik in Bezug auf den Nachbarn einzugestehen. "Sie haben Angst davor, zuzugeben, dass sie über Jahrzehnte falsche Positionen bezogen und kolossale Ressourcen ausgegeben haben, um menschliche Nullen zu unterstützen, die sie als künftige Helden der ukrainisch-russischen Freundschaft aufbauen wollten." Dennoch werde der Tag kommen, an dem sich Russland die Wahrheit eingestehen müsse.

Ukraine-Minister schätzt Kriegsschäden

Die Ukraine hat nach Schätzungen der Regierung durch die Invasion russischer Truppen bisher Schäden in Höhe von bis zu einer Billion US-Dollar erlitten. Das sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Olexander Griban bei einer Regierungssitzung, wie die Agentur Unian berichtete. Die Verluste seien schlicht "kolossal", die Aufstellung sei noch nicht vollständig. "Es sind Milliarden von Dollar an Schäden, möglicherweise bis zu einer Billion Dollar", sagte Griban, ohne seine Zahlenangaben näher zu belegen.

Selenskyj-Berater: Konflikt mit Russland auch in nächsten Jahren

Über den aktuellen Krieg hinaus rechnet Selenskyjs Berater Olexeij Arestowytsch mit weiteren Zusammenstößen in den kommenden Jahren. "Russland sucht eine neue Form des Imperiums, entweder mit Wladimir Putin oder mit Alexej Nawalny, so in 32 bis 35 Jahren werden wir mindestens noch zwei oder drei Runden mit Russland haben", sagte Arestowytsch nach Angaben der Agentur Unian. Ob größerer Krieg oder nur Grenzscharmützel - die Wahrscheinlichkeit neuer Zusammenstöße sah er bei 95 Prozent. Selbst ein Machtwechsel im Kreml würde nach Meinung von Arestowytsch die Konfrontation mit der Ukraine nicht beenden.

Ehemalige UN-Anklägerin fordert Haftbefehl gegen Putin

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Die frühere UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte hat ihre Forderung nach einem internationalen Haftbefehl gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin bekräftigt. Putin könne zwar erst vor den Internationalen Strafgerichtshof gestellt werden, wenn er nicht mehr im Amt sei, doch die Justiz habe Geduld, sagte die Juristin. "Es gibt keine Verjährung für diese Verbrechen. Und Putin wird nicht ewig Präsident bleiben", sagte sie. Del Ponte war Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien und des Internationalen Strafgerichtshofs für Ruanda.

Das wird heute wichtig

  • Österreichs Bundeskanzler Nehammer trifft sich in Moskau mit Putin. Am Samstag war Nehammer mit Selenskyj in Kiew zusammengekommen.
  • Bei einem Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg soll es um mögliche weitere Sanktionen gegen Russland und die Finanzierung zusätzlicher Waffenlieferungen an die Ukraine gehen.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa/rts

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