Brief an französische Kandidaten Kärcher gegen Namensmissbrauch
19.10.2016, 16:21 Uhr
Kärcher stellt Hochdruckreiniger her - und wehrt sich gegen eine Zweckentfremdung der Marke.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es gehört zu Sarkozys wohl berühmtesten Äußerungen: Seine Drohung als damaliger Innenminister, Pariser Vorstädte mit einem Kärcher von Kriminellen reinigen zu wollen. Die so genannte deutsche Firma sorgt sich um ihr Image - und schreibt nun Briefe.
Die deutsche Firma Kärcher macht Druck im französischen Präsidentschafts-Wahlkampf: Der Hersteller des gleichnamigen Hochdruck-Reinigers sandte einen Mahnbrief an die Kandidaten aller Lager, der nun in Paris bekannt wurde. Darin warnt die Firma aus dem baden-württembergischen Winnenden vor "einer Zweckentfremdung der Marke" Kärcher und dem Gebrauch von Wortschöpfungen wie "kärcherisieren".
Ein Firmensprecher von Kärcher sagte, man wolle einen "Missbrauch" des Namens verhindern. Der Ausdruck "mit dem Kärcher reinigen" werde in Frankreich schon seit längerem gleichbedeutend mit "klar Schiff machen" oder "ausmisten" gebraucht, aber erst Sarkozy habe ihn in die politische Debatte eingeführt.
Stein des Anstoßes sind Äußerungen des früheren Staatschefs und konservativen Präsidentschaftsanwärters Nicolas Sarkozy. Im Jahr 2005 hatte der damalige Innenminister bei einem Besuch in einer Pariser Trabantensiedlung gesagt, er werde die Vorstädte "mit dem Kärcher reinigen" und damit kriminelle Jugendliche beseitigen.
Seitdem ist der Ausdruck zum geflügelten Begriff geworden. Sarkozy selbst sagte kürzlich in einem Interview, er sei "stolz" auf seine Äußerungen. Er wolle auch im Fall einer Wiederwahl im Frühjahr 2017 hart gegen die Gewalt in Vorstädten vorgehen.
"Gebrauch verfälscht unsere Marke"
In dem Brief von Kärcher heißt es: "Dieser Gebrauch verfälscht unsere Marke und fügt unserem Unternehmen und seinem Image Schaden zu." Das Schreiben machte ein Mitarbeiter des konservativen Präsidentschaftsanwärters Alain Juppé öffentlich, der den Brief ebenfalls erhielt. Dessen rechte Hand Gilles Boyer antwortete Kärcher auf Twitter: "Ich verstehe ihre Sorge, aber ich glaube, es gibt einen Fehler beim Adressaten :)". Juppé gilt als wichtigster Konkurrent Sarkozys und vertritt eine gemäßigte Linie.
Die Firma Kärcher hatte bereits 2010 erfolglos bei der damaligen konservativen französischen Regierung gegen den Gebrauch ihres Namens für politische Zwecke protestiert. Damals antwortete die zuständige Staatssekretärin Fadela Amara, sie verstehe die Aufregung nicht: "Das ist Gratis-Werbung, und außerdem heißt das, dass ihre Produkte effizient und von guter Qualität sind."
Auf den neuerlichen Brief an die französischen Präsidentschaftsanwärter hat Kärcher nach Aussage des Sprechers noch keine Antwort aus dem Sarkozy-Lager bekommen. Die Firma wurde im Jahr 1935 von Alfred Kärcher gegründet. Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 11.000 Mitarbeiter in 60 Ländern.
Quelle: ntv.de, mli/AFP