Mann vor Sikh-Zentrum erschossen Kanada beschuldigt Indien des Mordes
19.09.2023, 08:21 Uhr Artikel anhören
Die Beerdigung des Sikh-Separatisten im Juni
(Foto: picture alliance / empics)
Indien nennt die Anschuldigungen "absurd": Kanada wirft der indischen Regierung Mord an einem kanadischen Staatsbürger vor. So soll sie hinter dem Tod eines Sikh-Separatisten in Britisch-Columbia stecken. Als Reaktion weist Kanada einen hochrangigen indischen Diplomaten aus. Die Retourkutsche folgt prompt.
Kanada hat Indien vorgeworfen, für die Ermordung eines Sikh-Separatisten auf kanadischem Boden verantwortlich zu sein und wies daraufhin einen indischen Diplomaten aus. Es lägen "glaubwürdige Hinweise" auf eine "mögliche Verbindung zwischen indischen Regierungsvertretern und dem Mord an dem kanadischen Staatsbürger Hardeep Singh Nijjar" vor, sagte der kanadische Regierungschef Justin Trudeau am Montag vor dem Parlament in Ottawa. Neu-Delhi nannte die Anschuldigungen "absurd".
Am Montag wies die kanadische Regierung einen hochrangigen indischen Diplomaten aus, der dem Außenministerium in Ottawa zufolge einer Verbindung mit dem Mordanschlag verdächtigt wird. Dass ein Vertreter einer ausländischen Regierung in den Mord an einem kanadischen Staatsbürger auf kanadischem Boden verwickelt sein könnte, sei "völlig inakzeptabel", sagte Außenministerin Melanie Joly.
Daraufhin wies Indien ebenfalls einen hochrangigen kanadischen Diplomaten aus. Das indische Außenministerium erklärte, der kanadische Diplomat müsse das Land innerhalb von fünf Tagen verlassen. "Die Entscheidung reflektiert zunehmende Bedenken der indischen Regierung angesichts der Einmischung kanadischer Diplomaten in unsere internen Angelegenheiten und ihre Beteiligung an gegen Indien gerichtete Aktivitäten", hieß es zur Begründung.
Trudeau fordert Kooperation
Kanadas Regierungschef Trudeau sagte vor dem Parlament, im Raum stehe eine "nicht hinnehmbare Verletzung unserer Souveränität". Er forderte die indische Regierung "mit allem Nachdruck" auf, bei der Klärung der Vorwürfe zu kooperieren.
Nijjar, ein bekannter Befürworter eines unabhängigen Sikh-Staates auf indischem Staatsgebiet, wurde im Juni vor einem Sikh-Kulturzentrum in Surrey in der kanadischen Region British Columbia erschossen. Nach seiner Ermordung Nijjars hatten sich die Beziehungen zwischen Ottawa und Neu-Delhi erheblich eingetrübt.
Ottawa hatte zuletzt die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Indien auf Eis gelegt. Die Regierung in Neu-Delhi wirft Kanada wiederum vor, die Augen vor den Aktivitäten radikaler Sikh-Nationalisten zu verschließen, die für eine Unabhängigkeit von Indien eintreten.
In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung des indischen Außenministeriums in Neu-Delhi hieß es: "Behauptungen, wonach die indische Regierung in einen Gewaltakt in Kanada verwickelt ist, sind absurd und motiviert." Indien sei "ein demokratisches Gemeinwesen mit einer starken Verpflichtung zur Rechtsstaatlichkeit", erklärte das Ministerium weiter.
In Kanada lebt die weltweit größte Sikh-Gemeinschaft außerhalb des nordindischen Bundesstaats Punjab. Punjab, wo etwa 58 Prozent Sikh und 39 Prozent Hindus leben, wurde in den 1980er und 1990er Jahren von einer gewaltsamen Unabhängigkeitsbewegung erschüttert.
Quelle: ntv.de, msc/AFP/dpa