Unterwanderung der Kirche? Kardinal Marx warnt vor Rechtsnationalismus
18.12.2019, 01:38 Uhr
"Unsere Wertschätzung von Tradition und Heimat droht durch rechtsnationale Akteure missbraucht zu werden", schreibt Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
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Zu viel Einfluss von Rechten in seinem Verband befürchtet der Feuerwehrpräsident und muss nach Anfeindungen zurücktreten. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz fürchtet ähnliche Tendenzen in der Kirche. Die Katholiken fordern eine klare Abgrenzung zur AfD.
Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wollen sich gegen eine Unterwanderung der Kirche durch Rechtsextreme und die AfD wehren. Der Präsident der Katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, fordert laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland eine klare Haltung der Kirche gegen Rechtsnationalismus. "Unsere Wertschätzung von Tradition und Heimat droht durch rechtsnationale Akteure missbraucht zu werden", schreibt Marx in einem Brief an den Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs, aus dem das RND zitierte.
Ziebs hatte am Wochenende seinen Rücktritt angekündigt, weil ihm das Präsidium das Vertrauen entzogen hatte. Zuvor hatte Ziebs ebenfalls vor einer rechtspopulistischen Unterwanderung der Feuerwehr gewarnt und war dafür massiv angefeindet worden. "Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz möchte ich Ihnen für Ihre offenen und deutlichen Worte von Herzen danken. Mancherorts stehen Feuerwehrverbände und Kirchengemeinden vor einer ähnlichen Herausforderung", betonte Kardinal Marx dem Bericht zufolge.
Zentralkomitee: "Es gibt in der Kirche rechte Stimmen"
Auch der Präsident des Zentralkomitees, Thomas Sternberg, warnte laut RND vor rechtsnationalen Einflüssen auf Gemeinden und Kirchenvorstände. "Es gibt in der katholischen Kirche rechte Stimmen. Und es gibt katholische Geistliche, die sich positiv über die AfD äußern. Wir als große demokratische Mehrheit können uns nicht scharf genug dagegen abgrenzen", sagte Sternberg dem Zeitungsverbund und fügte hinzu: "Nationalismus und Katholizismus schließen sich aus." Das Zentralkomitee ist die Stimme der Laien in der katholischen Kirche.
Der ZdK-Präsident nannte "einige scharf agierende kirchliche Medien", etwa die Internet-Plattform "kath.net". Zudem distanzierte er sich laut RND von dem katholischen Dominikaner-Pater Wolfgang Ockenfels. Dieser hatte 2016 den Abgrenzungskurs katholischer Bischöfe und anderer Kirchenvertreter von der AfD als "unbedachte Nachrede" und "nicht rational nachvollziehbaren Widerwillen, sich einmal seriös mit dem Programm der AfD auseinanderzusetzen" kritisiert. Es sei "nicht unchristlich, dieser Partei anzugehören oder sie zu wählen", sagte der Geistliche.
Auch dem Passauer Bischof Stefan Oster wird in Kirchenkreisen seine Prophezeiung vorgehalten, das Verhältnis von Kirche und AfD werde sich "entkrampfen". Allerdings ist laut einer Allensbach-Umfrage der Anteil gläubiger Christen in der Wählerschaft der AfD eher gering, heitß es im Bericht des RND. 2018 lag er demnach bei nicht einmal vier Prozent.
Quelle: ntv.de, mau