Politik

Guttenberg blickt zurück "Scham wird mich bis an mein Lebensende begleiten"

Will sich nicht mehr in den Staub werfen: Karl-Theodor zu Guttenberg.

Will sich nicht mehr in den Staub werfen: Karl-Theodor zu Guttenberg.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im Jahr 2011 bringt eine Plagiatsaffäre den damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zu Fall. Diese Zeit nagt noch immer an ihm, sagt er dem "Stern". Eine Rückkehr in die Politik schließt er aus - stattdessen geht er neue Karrierewege.

Der frühere Wirtschafts- und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat mit der Politik abgeschlossen. "Nach meinen Empfindungen habe ich in der Politik nichts mehr zu suchen. Nein, ich kehre nicht mehr in die Politik zurück", sagte der ehemalige CSU-Abgeordnete dem "Stern". Diese Entscheidung habe schon seit dem März 2011 festgestanden. Damals gab er nach der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit seinen Posten als Verteidigungsminister und alle politischen Ämter ab.

Im Gespräch mit dem "Stern" reflektierte Karl-Theodor zu Guttenberg auch die Plagiatsaffäre, die ihn im März 2011 das Amt des Verteidigungsministers kostete: "Meine dumme unmittelbare Reaktion darf und muss ich mir ebenso vorhalten lassen wie das Abschreiben in der Doktorarbeit", sagte zu Guttenberg. "Ich habe zutiefst bereut und mich unfassbar geschämt für das, was ich da gemacht habe. Und diese Scham wird mich bis an mein Lebensende begleiten."

"Jetzt ist auch mal gut"

Dennoch werde er sich nicht elf Jahre später noch in den Staub werfen vor jenen, die nicht verzeihen wollten. "Ich habe schon 2017 gesagt: Jetzt ist auch mal gut. Und inzwischen haben wir 2022." Im Übrigen habe er im Gegensatz zu manch anderen Protagonisten des politischen oder menschlichen Versagens innerhalb von zwei Wochen absolut alle Konsequenzen gezogen.

Zu den Plagiatsaffären von Annalena Baerbock und Franziska Giffey sagte zu Guttenberg: "Mir taten die beiden leid, weil ich weiß, durch welche Scheiße man da läuft. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen, wie man damit umgeht." Er selbst wolle das nicht beurteilen. "Frau Giffey sagt, sie möchte weiter in der Politik bleiben - und sowohl von den Wählern als auch von anderen ist das offenbar akzeptiert worden. Dann ist das nicht an mir, das zu kritisieren", so der frühere Minister.

Keine Lust zum Nachtreten

Als Verteidigungsminister leitete zu Guttenberg 2011 mit einer Reform der Bundeswehr das Ende der Wehrpflicht ein. "Hätte ich damals 100 Milliarden gehabt, hätte ich vielleicht eine andere Entscheidung getroffen", sagte zu Guttenberg. Eine Wiedereinsetzung der Wehrpflicht müsse jedoch an Bedingungen geknüpft sein. "Bei aller Sympathie für die Wehrpflicht, sie müsste auch heute anders gestaltet werden. Für eine langfristig stabile Wiedereinsetzung würden die 100 Milliarden nicht reichen."

Angesprochen auf sein angespanntes Verhältnis zu Ministerpräsident Markus Söder, dem er einst bescheinigte, er reiche noch nicht an das Format eines Franz Josef Strauß oder Theo Waigel, sagte zu Guttenberg: "Ich finde, dass er - auch mithilfe einer erstklassigen Administration - seiner Verantwortung für den Freistaat Bayern gerecht wird." Auf die Nachfrage, ob das nicht ein vergiftetes Lob sei, sagte zu Guttenberg: "Nein, ich habe nur keine Lust zum Nachtreten."

Karl-Theodor zu Guttenberg kehrt im November als Journalist und Moderator auf deutsche Fernsehbildschirme zurück. Beim RTL-Jahresrückblick wird er neben Thomas Gottschalk durch die Sendung führen. Die Streamingplattform RTL+ zeigt die Dokumentarserie "Auf den Spuren der Macht".

(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 02. November 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mdi

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