Angebot sei reine Taktik Kiew: Ukraine wird nicht in Belarus verhandeln
27.02.2022, 11:53 Uhr
Erst Minsk, dann Gomel: Die russische Regierung hält weiterhin an Orten in Belarus für Verhandlungen fest. Doch das ist für die Ukraine völlig unakzeptabel. Gleichzeitig sei die Regierung offen für alle Orte, von denen aus keine Raketen auf die Ukraine geschossen würden, betonte Selenskyj und schlug fünf andere Orte vor.
Der Kreml hat sich erneut zu Verhandlungen mit der Ukraine in Belarus bereit erklärt. Eine russische Delegation aus Vertretern des Verteidigungs- und Außenministeriums sowie der Präsidialverwaltung sei für Gespräche mit Kiew im belarussischen Gomel eingetroffen, zitierten russische Nachrichtenagenturen Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Gleichzeitig will Russland seinen Krieg gegen die Ukraine trotz möglicher Verhandlungen mit dem Nachbarland fortsetzen. "Wir haben die ukrainische Seite gewarnt, dass die Militäroperation dieses Mal nicht ausgesetzt wird, wie es gestern geschehen ist", sagte Peskow der Staatsagentur TASS zufolge.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte sich grundsätzlich zu Verhandlungen mit Moskau bereit. Diese dürften jedoch nicht in Belarus stattfinden, da Russland die Ukraine auch von dort aus angegriffen habe. "Warschau, Bratislava, Budapest, Istanbul, Baku. Wir haben sie alle vorgeschlagen. Und jede andere Stadt würde uns passen", sagte Selenskyj in einem Online-Video. Ein Berater Selenskyjs hatte die russischen Angaben als Taktik zurückgewiesen.
Der Kreml hatte bereits am Freitag Gespräche mit der Ukraine in der belarussischen Hauptstadt Minsk vorgeschlagen und eine Delegation sei dorthin gereist. Die ukrainische Seite habe sich aber nach einer Pause nicht mehr gemeldet. Daraufhin seien die Angriffe in der Ukraine wieder aufgenommen worden.
USA: Unglaubwürdig und wenig seriös
Washington hatte das russische Gesprächsangebot als wenig glaubwürdig eingeschätzt. Und auch ukrainische Regierungsvertreter bezeichneten den Vorschlag als wenig seriös, da Moskau die Kapitulation der Ukraine anstrebe.
Russland hatte am Donnerstagmorgen mit dem Großangriff auf die Ukraine begonnen. Russische Bodentruppen waren anschließend binnen weniger Stunden bis in den Großraum Kiew vorgedrungen, stießen bei ihrem Vormarsch aber auf heftigeren Widerstand als erwartet. Am Samstag ordnete Russland eine Ausweitung seiner Militäroffensive in der Ukraine an.
Angesichts des "Tages der Spezialeinheiten" würdigte Putin am heutigen Sonntag deren Kampfeinsatz in der Ukraine. "Besondere Anerkennung gebührt denjenigen, die in diesen Tagen heldenhaft ihre militärische Pflicht im Rahmen einer Sonderoperation zur Unterstützung der Volksrepubliken im Donbass erfüllen", sagte der russische Präsident in einer Fernsehansprache.
Quelle: ntv.de, jaz/AFP/dpa