Nach Flugzeugabsturz Kiew hat "keine zuverlässigen Informationen" über Passagiere
24.01.2024, 18:51 Uhr Artikel anhören
Beim Flugzeugabsturz in der russisch-ukrainischen Grenzregion bleibt vieles unklar. Aus Moskau heißt es, dass 65 ukrainische Kriegsgefangene für einen Austausch an Bord gewesen seien. Die Ukraine bestätigt einen geplanten Austausch. Doch wer in dem Flugzeug war, bleibt aus Kiews Sicht unklar.
Der ukrainische Militärgeheimdienst hat nach eigenen Angaben "keine zuverlässigen Informationen" über die Passagiere des russischen Flugzeugs, das über der Grenzregion Belgorod abgestürzt ist. Man wisse nicht "wer oder wie viele Personen an Bord des Flugzeugs waren", erklärte der Geheimdienst. Nach Angaben aus Moskau transportierte die Maschine 65 ukrainische Kriegsgefangene. Diese Angaben lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.
Laut dem ukrainischen Geheimdienst war ein Austausch von Gefangenen geplant, der aber "nicht stattgefunden" habe. Kiew sei "nicht darüber informiert worden", dass der Luftraum in dem Gebiet gesichert werden müsse, hieß es in einer Erklärung. Die Ukraine habe ihrerseits alle Vereinbarungen zur ordnungsgemäßen Vorbereitung des Austauschs erfüllt.
Wenige Stunden zuvor hatten russische Medien gemeldet, dass ein Flugzeug vom Typ Iljuschin Il-76 in der russischen Grenzregion Belgorod abgestürzt sei. An Bord der Maschine befanden sich angeblich neben den mehr als 60 ukrainischen Kriegsgefangenen sechs Besatzungsmitglieder und drei Begleitpersonen. Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Den örtlichen Behörden zufolge gab es keine Überlebenden. Das russische Verteidigungsministerium warf Kiew den Abschuss des Flugzeugs und damit einen "Terrorakt" vor.
Menschenrechtskommissar kündigt Ermittlungen an
"Die Landung eines Transportflugzeugs in einem 30 Kilometer langen Kriegsgebiet kann nicht sicher sein und sollte auf jeden Fall von beiden Seiten besprochen werden, da sonst der gesamte Austauschprozess gefährdet ist", heißt es weiter in der Erklärung des ukrainischen Geheimdiensts. Dieser wirft Russland vor, den Abschuss bewusst in Kauf genommen zu haben: "Auf dieser Grundlage sprechen wir möglicherweise von geplanten und bewussten Aktionen der Russischen Föderation, mit dem Ziel, die Lage in der Ukraine zu destabilisieren und die internationale Unterstützung für unseren Staat zu schwächen."
In Kiew meldete das Nachrichtenportal Ukraijinska Prawda unter Berufung auf Militärquellen, die ukrainische Seite bestätige den Absturz. Nach Angaben aus dem Generalstab habe das Flugzeug Flugabwehrraketen S-300 an die Front bringen sollen.
Die ukrainische Regierung selbst äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Später erklärte eine für Fragen zu Kriegsgefangenen zuständige ukrainische Regierungsstelle, sie prüfe die russischen Angaben. Der Menschenrechtskommissar des ukrainischen Parlaments und einer der Verantwortlichen für den Gefangenenaustausch, Dmytro Lubinets, kündigte Ermittlungen an.
Ohne auf den Flugzeugabsturz einzugehen, gab die ukrainische Armee an, sie werde "weiterhin Maßnahmen zur Zerstörung von Lieferfahrzeugen und zur Kontrolle des Luftraums ergreifen, um die terroristische Bedrohung zu beseitigen" - auch im Grenzgebiet zwischen der russischen Region Belgorod und der ukrainischen Region Charkiw.
Quelle: ntv.de, lme/AFP