Ukrainische Soldaten in Robotyne Kiew meldet Vorstoß im Südosten
22.08.2023, 19:38 Uhr Artikel anhören
Ukrainische Soldaten dringen offenbar in den strategisch wichtigen Ort Robotyne vor. Das Dorf liegt zehn Kilometer hinter der Frontlinie, seine Befreiung könnte die Ukrainer dazu befähigen, weiter in Richtung Melitopol am Asowschen Meer vorzustoßen. Auch abseits der Front meldet Kiew Erfolge.
Die ukrainischen Streitkräfte machen nach Regierungsangaben Fortschritte bei ihrer Offensive im Südosten des Landes. Ukrainische Truppen seien in den strategisch wichtigen Ort Robotyne vorgedrungen, schrieb die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar auf Telegram. Die Evakuierung des Ortes werde derzeit organisiert, die Soldaten kämen aber immer noch unter Beschuss von russischen Truppen.
Robotyne befindet sich zehn Kilometer südlich des an der Front gelegenen Ortes Orichiw in der Oblast Saporischschja. Dort verläuft die Straße nach Tokmak, ein von Russland besetzter Verkehrsknotenpunkt. Eines der Hauptziele der laufenden ukrainischen Gegenoffensive im Südosten des Landes ist der Vorstoß weiter zur Stadt Melitopol unweit der Küste zum Asowschen Meer. Damit hätten die ukrainischen Streitkräfte einen Keil in die russische Besatzung entlang der Küste getrieben. Die von Russland 2014 völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel Krim wäre dann von Norden aus nicht mehr über russisch besetztes Gebiet erreichbar, was die Nachschubwege beeinträchtigen würde.
Das Institut für Kriegsforschung (ISW) hat den Ort Robotyne als "taktisch bedeutsam" beschrieben. Vorstöße in diesem Gebiet könnten die ukrainischen Streitkräfte demnach dazu befähigen, über die dichten russischen Minenfelder hinaus zu operieren.
USA gehen nicht von Patt-Situation auf Schlachtfeld aus
Vor allem die Minenfelder entwickeln sich immer mehr zum Hauptgrund dafür, dass die ukrainische Gegenoffensive nicht so vorankommt, wie von der Regierung in Kiew und ihren Verbündeten erhofft. Darauf verwies auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Berlin. Die Grünen-Politikerin forderte, die ukrainischen Streitkräfte mit Waffen auszustatten, um die Minenfelder überwinden zu können. Es gebe "riesengroße Minengürtel, vor allen Dingen im Osten der Ukraine", die in etwa der Größe Westdeutschlands entsprächen. Deswegen brauche die Ukraine Material, um diese Minenfelder zu überwinden. "Da sind wir mit Hochdruck (...) dran", sagte Baerbock.
Trotz der nur langsam vorankommenden Gegenoffensive äußerte sich die US-Regierung optimistisch zur Lage an der Front. Washington glaube nicht, dass sich der Krieg in einer Patt-Situation befinde, sagte der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan. "Wir waren uns die ganze Zeit darüber im Klaren, dass dieses Schlachtfeld in Bewegung ist", so Sullivan. "Wir sehen, dass sie (die Ukraine) weiterhin methodisch und systematisch Territorium einnimmt."
Russland wehrt angebliches Eindringen Bewaffneter ab
Abseits der Front meldete Russland derweil den Abschuss zweier ukrainischer Boote im Schwarzen Meer. Eins davon wurde laut dem russischen Verteidigungsministerium nahe der Schlangeninsel zerstört, das andere "im Bereich russischer Gasförderanlagen". Einzelheiten zum genauen Ort wurden nicht bekannt.
Außerdem sollen russische Grenzsoldaten nach Behördenangaben das Eindringen einer Gruppe Bewaffneter aus der Ukraine in das Gebiet Brjansk verhindert haben. Die Attacke sei zurückgeschlagen worden, schrieb Gebietsgouverneur Alexander Bogomas auf Telegram. Der Zwischenfall habe sich im Kreis Klimowo ereignet. Dieser grenzt an die Ukraine, aber auch an Belarus. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
Zuvor hatte die ukrainische Armee gemeldet, erneut Ziele tief auf russischem Staatsgebiet getroffen haben. Bei einem Angriff auf einen Militärflugplatz in der Region Nowgorod, rund 650 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, ist nach britischer Einschätzung ein Langstreckenbomber zerstört worden. Es habe sich um eine Maschine vom Typ Tupolew Tu-22M3 gehandelt, die ungenaue Marschflugkörper vom Typ Ch-22 Burja auf ukrainische Ziele abfeuern würde, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
Quelle: ntv.de, uzh/rts/dpa