So tickt "Schneeleopard" Syrskyj Kiews neuer Armeechef hat russische Wurzeln
08.02.2024, 20:13 Uhr Artikel anhören
Syrskyj bei einem Truppenbesuch im März 2022.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Mit der Verteidigung Kiews und der Gegenoffensive in der Region Charkiw verdient sich Generaloberst Syrskyj seine Lorbeeren. Nun übernimmt der Top-Militär den Oberbefehl über die ukrainische Armee. Seinen Untergebenen lässt der 58-Jährige viel Entscheidungsfreiheit.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach der gescheiterten Gegenoffensive im Sommer 2023 einen Wechsel in der Armee-Spitze verkündet. Walerij Saluschnyj gibt seinen Posten als Oberbefehlshaber der Streitkräfte ab. Neuer Armeechef wird Generaloberst Olexsandr Syrskyj, einer der erfolgreichsten Kommandeure der Ukraine.
Syrskyj wurde im Juli 1965 in der Wladimir-Region im heutigen Zentralrussland geboren, damals ein Teil der Sowjetunion. Seit den 1980er-Jahren lebt er in der Ukraine - damals eine der Sowjetrepubliken. Er studierte an der Armee-Hochschule in Moskau, genau wie viele Altersgenossen, die heute Kommandeure in der russischen Armee sind. Syrskyj machte seinen Abschluss im Jahr 1986 und trat in das sowjetische Artillerie-Korps ein.
2019 wurde Syrskyj Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte. Davor hatte er die ukrainischen Truppen befehligt, die gegen die von Russland kontrollierten Separatisten in der Region Donezk und Luhansk in der Ost-Ukraine kämpften. Dort erhielt er den Kampfnamen "Schneeleopard".
Jede Nacht nur 4,5 Stunden Schlaf
Syrskyj, dem gute Verbindungen ins Präsidentenbüro nachgesagt werden, verantwortete einige der größten Erfolge gegen die russische Armee im laufenden Krieg. Er organisierte die erfolgreiche Verteidigung der Hauptstadt Kiew in den ersten Monaten und wurde im April 2022 zum "Held der Ukraine" ernannt, der höchsten Ehrung für einen Militär. Im Sommer 2022 startete er die erfolgreiche Gegenoffensive in der Region Charkiw, bei der die Ukraine die Russen überraschte und große Teile der besetzten Gebiete befreite.
Anfang 2023 übernahm Syrskyj die Verteidigung der Stadt Bachmut, wo Tausende Soldaten auf beiden Seiten fielen. Es war bis dahin eine der blutigsten Schlachten im Krieg. Einige Militäranalysten stellten die Frage, ob die Verteidigung einer so zerbombten Stadt Tod oder Verwundung so vieler Menschen rechtfertigte. Syrskyj entgegnete, der zähe Widerstand habe Russlands Kampfkraft geschwächt und die Söldnertruppe Wagner über lange Zeit gebunden. In Teilen der ukrainischen Gesellschaft entstand daraufhin das Image eines "Kanonenfuttergenerals".
Syrskyj hat den Ruf, dass die Moral seiner Truppen für ihn besonders wichtig sei. So wird er häufig bei Frontbesuchen gesehen. Anders als etwa in der russischen Armee üblich, gewährt Syrskyj seinen Untergebenen bei taktischen Fragen maximale Entscheidungsfreiheit. In Interviews sagte er, er schlafe jede Nacht nur viereinhalb Stunden und entspanne sich in der Sporthalle. Der 58-Jährige ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Quelle: ntv.de, jpe/rts