Keine Beweise für sexuelle Nötigung Köln: 26-Jähriger wegen Hehlerei verurteilt
06.05.2016, 15:15 Uhr
Der 26-jährige angeklagte Algerier sitzt im Amtsgericht in Köln auf der Anklagebank.
(Foto: dpa)
Die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln sorgten international für Aufsehen. Nun stand ein 26-Jähriger erstmals wegen versuchter sexueller Nötigung vor Gericht. Dieses verurteilte den Mann zwar - aber wegen anderer Delikte.
Ein im Zusammenhang mit der Kölner Silvesternacht angeklagter Mann ist vom Vorwurf der sexuellen Nötigung freigesprochen worden. Das Kölner Amtsgericht sah am Freitag keine Beweise dafür, dass der 26-Jährige zu einer Gruppe gehört hatte, die eine Frau umzingelt, bedrängt und bestohlen haben soll.
Das Opfer hatte den Algerier in der Verhandlung nicht wiedererkannt. Die Staatsanwältin ließ deswegen den Vorwurf der versuchten sexuellen Nötigung fallen. Bei dem Mann war das Handy der Frau gefunden worden. Das Mobiltelefon habe er von einem Bekannten gekauft, hatte der 26-Jährige erklärt. Die Staatsanwältin forderte deswegen eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten wegen Hehlerei und versuchten Diebstahls.
Das Gericht verurteilte ihn schließlich wegen Hehlerei und eines mitangeklagten Autoaufbruchs zu sechs Monaten Haft auf Bewährung. Bei dem Autoaufbruch war der Angeklagte auf frischer Tat ertappt worden, im Prozess gestand er den Aufbruch.
Umzingelt, begrapscht und bestohlen
Das Verfahren gegen den 26-Jährigen war der erste Fall, in dem ein Sexualdelikt aus der Silvesternacht angeklagt war. In der Anklage hatte es geheißen, dass der Algerier zu einer Gruppe von etwa zehn Männern gehört haben sollte, die eine Frau im Hauptbahnhof umzingelt, begrapscht und bestohlen haben soll. Laut Anklage fassten mehrere Täter das Opfer zwei bis drei Minuten lang "in sexueller Motivation" unter anderem ans Gesäß. In dem Getümmel soll der 26-Jährige der Frau das Handy aus der Tasche gezogen haben. Deshalb war er auch wegen Raubes angeklagt.
Bei der Kölner Staatsanwaltschaft gingen wegen der Übergriffe in der Silvetsernacht knapp 1170 Anzeigen ein, 492 davon wegen einer Sexualstraftat. Neun Männer wurden bislang unter anderem wegen Diebstahls verurteilt. Eine Sexualstraftat war in den bisherigen Prozessen aber nicht angeklagt. Derzeit liegen dem Kölner Gericht einem Justizsprecher zufolge auch noch keine weiteren Anklagen wegen der massenhaften sexuellen Übergriffe an Silvester vor.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa