Politik

Bundeswehr ist marode Königshaus prangert massive Mängel an

leyen.JPG

Die Truppe steht an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, beklagt der Wehrbeauftragte in seinem letzten Jahresbericht. Nicht nur ist die Ausstattung marode, auch die Struktur der Bundeswehr führt zu unnötiger Belastung.

Der scheidende Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus hat in seinem letzten Jahresbericht eine teils unzumutbare Überforderung der Soldaten und massive Mängel bei Ausrüstung und Kasernen angeprangert. Materiell stehe die Bundeswehr an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, heißt es in dem 115-seitigen Bericht, den Königshaus in Berlin vorgelegt hat. Er fordert darin eine Erhöhung des Verteidigungsetats, um die Mängel zu beheben.

Insgesamt gingen beim "Anwalt der Soldaten" im vergangenen Jahr 4645 Beschwerden ein, im Vorjahr waren es noch 5095. "Das Jahr 2014 war für die Bundeswehr ein Jahr der Wahrheit", leitet der Wehrbeauftragte des Bundestags seinen Jahresbericht ein. "Die Rückstände bei der baulichen Unterhaltung und der Instandhaltung des Geräts haben einen nicht länger hinzunehmenden Umfang erreicht." Königshaus führt das vor allem darauf zurück, dass sich das Verteidigungsministerium jahrelang auf eine gute Ausrüstung der Truppe in Einsatz konzentriert und dabei den Grundbetrieb zu Hause vernachlässigt habe.

Zustand und Belastung unzumutbar

Der Wehrbeauftragte kritisierte auch, dass sich die Einsatzbelastung auf bestimmte Truppenteile konzentriert. "Bereits heute sind unzumutbare Überforderungen zu verzeichnen, weil die nach dem Prinzip 'Breite vor Tiefe' aufgestellte Truppe immer wieder die gleichen Aufgaben übernehmen muss, ohne dass diese Bereiche gezielt verstärkt wurden", heißt es in dem Bericht. Diese Entwicklung sei "überaus beunruhigend". Gemeint sind unter anderem die Sanitäter und die Lufttransport-Kräfte.

Königshaus bei der Vorstellung des Jahresberichts 2014 in Berlin.

Königshaus bei der Vorstellung des Jahresberichts 2014 in Berlin.

(Foto: dpa)

Als unzumutbar bezeichnet Königshaus auch den Zustand der Kasernen. 38 Prozent der Soldaten-Unterkünfte wiesen größere Mängel auf. Neun Prozent, das heißt 269 von 3000 Gebäuden, seien eigentlich unbewohnbar - und würden trotzdem bewohnt. "Überbelegung von Stuben, Rost- und Schimmelbefall, Kloakengeruch und im Winter defekte Heizkörper im Sanitärbereich sind exemplarisch für die an vielen Standorten seit Jahren vernachlässigte Infrastruktur."

Ministerin: Haben hohe Reputation

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen räumte bei n-tv ein, dass 2014 ein Jahr gewesen sei, "wo die Probleme massiv auf den Tisch gekommen sind, wo wir deutlich sehen, was für einen erheblichen Modernisierungsbedarf wir vor allen Dingen hier zu Hause haben. Ich empfinde auch den Bericht des Wehrbeauftragten als Ansporn, in die Tiefe der Probleme weiter vorzudringen."

Die Ministerin betonte gleichzeitig das Ansehen der Bundeswehr. "Die Bundeswehr ist international hoch anerkannt, in mehr als 16 Einsätzen rund um den Globus aktiv. Da haben wir auch eine hohe Reputation, einen sehr guten Ruf." Von der Leyen hatte am Montag angekündigt, die Mittel für die Sanierung von Kasernen von 500 auf 750 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren aufstocken zu wollen. Königshaus fordert dagegen ein Investitionsprogramm im Milliardenbereich.

Bei der Ausrüstung verwies Königshaus auf eine lange Liste mit den Mängeln bei den Großgeräten der Bundeswehr, die der Generalinspekteur Volker Wieker im vergangenen September vorgelegt hat. "Hier ist anzumerken, dass die Situation teilweise bei einigen in den Listen nicht behandelten Waffensysteme noch unbefriedigender ist", schreibt er. "Vieles, was nicht unmittelbar für die laufenden Einsätze relevant war, wurde vernachlässigt."

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen